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Edition Rechtsextremismus

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Todesopfer rechtsextremer und rassistischer Gewalt in Brandenburg …<br />

353<br />

Tatgeschehens scheint intrinsisch motiviert. Gleichwohl heißt es in einem psychologischen<br />

Gutachten 14 über einen der Täter (M. C., geb. 1976):<br />

„Seit der Wende fühlt der Jugendliche sich zu den Rechtsradikalen hingezogen. Er<br />

ist Mitglied rechtsradikaler Skinheads. Er fühlt sich dem betont aggressiven Umgangsstil<br />

dieser Skinheadgruppierungen deutlich verp ichtet und zeigt eine besondere<br />

Afnität zu aggressiven Bewältigungs- und Lösungsmodalitäten. Er sieht körperlich-aggressive<br />

Auseinandersetzungen als probates und legitimes Mittel sozialer<br />

Konikt- und Problembewältigung an. Diese Af nität dürfte durch seine Hinwendung<br />

zu rechtsradikalen Skinheadgruppierungen mitgeprägt sein.“<br />

Der Einuss der Skinheadkultur in den 1990ern in kleineren Städten Ostdeutschlands<br />

ist kaum zu überschätzen. Dies zeigt ein weiteres psychologisches Gutachten<br />

zu diesem Fall, in dem es heißt, die Angeklagte J. S. (geb. 1976) sei „… Mitglied<br />

von losen Cliquen bzw. Gruppierungen durchschnittlich 12-21-jähriger gewesen,<br />

wobei sie mit älteren besser zurechtkäme, habe sich selbst den ‚Linken‘ verbunden<br />

gefühlt, diese seien gegen die ‚Glatzen‘ eingestellt gewesen (‚weil die unschuldige<br />

Menschen verprügeln und Schutzgeld erpressen‘).“ Gleichwohl scheint sie die<br />

Brutalität der Skinheads auch zu beeindrucken. „Ich wollte auch mal jemanden so<br />

richtig verprügeln, wie das die Glatzen auch tun.“<br />

Ähnlich kritisch äußert sich noch ein weiterer Täter (R. S., geb. 1970) über die<br />

Skinheads. Im psychologischen Gutachten wird er wie folgt zitiert: „Ich nde sie<br />

ganz große Scheiße, ich bin gegen so was, sollen sie doch die Ausländer in Ruhe<br />

lassen und überhaupt.“ Trotz dieser Distanzierung scheint er aber deren brutale<br />

Methoden durchaus zu schätzen: “… allerdings habe er auch einiges von den Skinheads<br />

abgesehen. Die würden mit schweren Stiefeln auf andere eintreten.“<br />

Relevant sind rechtsextreme Einstellungen und Gruppenstrukturen insbesondere<br />

auch deshalb, weil sie an den persönlichen und sozialen Problemen Jugendlicher<br />

„andocken“ und deshalb für sie attraktiv werden. Dazu ein letztes Zitat aus einem<br />

psychologischen Gutachten:<br />

„Voller Wut und Ohnmachtsgefühle begann Herr B. eine Lehre, und nach seinem<br />

Umzug in ein Lehrlingswohnheim, weg von der aggressiven Kontrolle durch den Vater,<br />

fand er schnell Anschluss an eine Gruppe von jungen Leuten, die sich der rechten<br />

Gesinnung zugetan fühlten und sich mit massivem Alkoholmissbrauch gegenseitig<br />

die Erlaubnis gaben, Menschen auszurauben, zu prügeln und sogar zu töten. Dies<br />

entwickelte sich als Freizeitverhalten und wurde der Langeweile und Ödnis ihres<br />

sonstigen Daseins entgegengesetzt […].<br />

14 Die Verfahrensunterlagen inkl. der psychologischen Gutachten liegen uns vollständig<br />

vor. Aus Datenschutzgründen sind sie gleichwohl nicht allgemein zugänglich.

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