05.01.2016 Views

Edition Rechtsextremismus

75dwIuZct

75dwIuZct

SHOW MORE
SHOW LESS

You also want an ePaper? Increase the reach of your titles

YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.

Der Verfassungsschutz und der NSU<br />

235<br />

„Organisation des nationalen und sozialistischen Widerstandes, Zermü rbung und<br />

Aufsplitterung der Behörden durch laufende und wiederholte Versammlungsanmeldungen<br />

mit Durchfechtungen in allen Rechtsinstanzen, Anzeigen und Dienstaufsichtsbeschwerden<br />

gegen Amtsträger, In ltrierung der Behörden von Gesinnungsgenossen<br />

in Sicherheitseinrichtungen wie Bundeswehr, Polizei, öffent. Verwaltung<br />

u. a.“<br />

Diese Ziele leitet die Soko im Wesentlichen aus einer Ausgabe des Neonazi-Blattes<br />

„Sonnenbanner“ ab, das der BfV-Informant Michael See mit herausgegeben<br />

hatte. Das LKA zitiert mehrmals in der Präsentation fü r das BKA aus dem „Sonnenbanner“:<br />

„Wir haben nicht hundert diffuse politische Forderungen – Wir haben nur ein Ziel!<br />

Die absolute Macht! … Politische Macht dient nur einem Zweck: Die Schaffung<br />

eines starken freien Deutschlands, das sich in allen Bereichen von Staat und Gesellschaft<br />

an der Idee des nationalen Sozialismus orientiert. … Nationaler Sozialismus<br />

ist kein politischer Gedanke, er ist eine Weltanschauung. … Die Härte der Auseinandersetzung,<br />

die Gefahren und die abverlangten und gebrachten Opfer machen uns<br />

zu einer Elite…“<br />

Die Ausrichtung des THS, die Gewaltbereitschaft der Mitglieder, das Ziel, in<br />

Deutschland erneut einen NS-Staat zu schaffen – das alles war dem LKA, dem<br />

BKA, der Bundesanwaltschaft mit diesem Dossier im September 1996 klar. Dennoch<br />

konnte die Thüringer Szene sich weiter radikalisieren – auch weil V-Männer<br />

geschützt und von den VS-Behörden nanziert wurden.<br />

„Es besteht die Gefahr, dass Quellen sich gegenseitig zu<br />

größeren Aktionen anstacheln“<br />

Das Dossier des LKA macht zudem deutlich, dass Brandt der Kopf des THS war<br />

und dabei wiederum Weisungen von Kai Dalek erhielt, einem Rechtsextremisten<br />

aus Bayern, der für das dortige Landesamt für Verfassungsschutz arbeitete. Den<br />

Beamten der Soko des LKA war zu diesem Zeitpunkt keineswegs bewusst, dass<br />

drei der in ihrem Dossier aufgeführten Schlüsselguren – See, Brandt, Dalek – als<br />

V-Männer für verschiedene Dienste arbeiteten. Dem Bundeskriminalamt dagegen,<br />

ebenfalls Adressat des Dossiers, war dagegen schon seit längerem klar, dass die<br />

militante Neonazi-Szene in Deutschland massiv von V-Männern unterwandert<br />

war, die insbesondere für das BfV arbeiteten. Es gab deswegen eine Krisensitzung<br />

der Präsidenten von BfV und BKA – als Ergebnis entstand ein „Thesenpapier“

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!