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Edition Rechtsextremismus

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Wolfgang Frindte et al.<br />

eher davon ausgegangen werden, dass Begriffe, wie <strong>Rechtsextremismus</strong>, Rechtsradikalismus<br />

etc., nicht nur im Kontext einer, wie auch immer elaborierten, Theorie,<br />

zu bestimmen sind, sondern auch die sich verändernden gesellschaftlich-politischen<br />

Kontexte reektieren, auf die sie sich beziehen sollen und in denen sie gebraucht<br />

werden. Insofern sind diese und ähnliche Begriffe und ihre Bedeutungen<br />

auch historischen und situativen Veränderungen unterworfen.<br />

Bemühungen um methodischen Konsens: Ungeachtet der auch im Zeitraum<br />

2001 bis 2013 ungelösten De nitionsprobleme wurde von einigen Forschern mit<br />

überwiegend politikwissenschaftlicher Ausrichtung (angeregt von Oskar Niedermayer<br />

und Richard Stöss) 2001 und 2004 eine „Konsensdenition“ vorgeschlagen,<br />

auf deren Basis eine Skala zur Messung von rechtsextremen Einstellungen entwickelt<br />

wurde, die in mehreren Studien (Best & Salheiser, 2012; Best et al., 2013;<br />

Decker & Brähler, 2006, 2008; Decker et al. 2012; Decker, Weißmann, Kiess &<br />

Brähler, 2010) eingesetzt wurde. Die Konsensdenition lautet:<br />

„Der <strong>Rechtsextremismus</strong> ist ein Einstellungsmuster, dessen verbindendes Kennzeichen<br />

Ungleichwertigkeitsvorstellungen darstellen. Diese äußern sich im politischen<br />

Bereich in der Afnität zu diktatorischen Regierungsformen, chauvinistischen Einstellungen<br />

und einer Verharmlosung bzw. Rechtfertigung des Nationalsozialismus.<br />

Im sozialen Bereich sind sie gekennzeichnet durch antisemitische, fremdenfeindliche<br />

und sozialdarwinistische Einstellungen“ (Kreis, 2007, S. 13).<br />

Rechtsextreme Einstellung solle in sechs Dimensionen mit je fünf Items, also insgesamt<br />

dreißig Items gemessen werden. Die Dimensionen wurden de niert als<br />

„Befürwortung einer rechtsautoritären Diktatur“, „Chauvinismus“, „Ausländerfeindlichkeit“,<br />

„Antisemitismus“, „Sozialdarwinismus“ und „Verharmlosung des<br />

Nationalsozialismus“. Aus den von Joachim Kreis (2007) mitgeteilten Berichten<br />

über die Tagungen, auf denen die Konsensde nition erarbeitet wurde, lässt sich<br />

nicht entnehmen, auf welchen theoretischen Prämissen oder Konzeptionen diese<br />

Denition aufbaut. Zum einen lehnt sie sich an der o. g. <strong>Rechtsextremismus</strong>-De -<br />

nition von Heitmeyer und Mitarbeitern an; zum zweiten greift sie aber nur eine der<br />

in dieser Denition hervorgehobenen zwei Dimensionen auf (und vernachlässigt<br />

den Gewaltaspekt); zum dritten ist die „Konsensde nition“ eine Denition durch<br />

Aufzählung, ohne dass ein Kriterium angegeben wird, ob die Aufzählung vollzählig,<br />

hinreichend oder nur beispielhaft erfolgt.<br />

Einen anderen, keinesfalls uninteressanten Zugang wählt Thomas Grumke<br />

(2011). Mit dem Ziel, den <strong>Rechtsextremismus</strong> in den USA zu analysieren, greift<br />

er auf die zivilisationstheoretische Untersuchung fundamentalistischer Bewegungen<br />

in der Moderne von Shmuel Eisenstadt (1998) zurück. Eisenstadts Ausgangs-

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