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Edition Rechtsextremismus

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158 Wolfgang Frindte und Daniel Geschke<br />

Ad 1. Unter sozialer Identität einer Person verstehen wir – im Sinne der Theorie<br />

der sozialen Identität (SIT, Tajfel & Turner, 1986) – die Summe der Identi kationen<br />

mit bestimmten sozialen Kategorien (Gruppen, Gemeinschaften, Milieus<br />

oder sozialen Bewegungen) und die mit diesen Kategorien assoziierten Werte und<br />

Eigenschaften. Die soziale Identität einer Person konstituiert mit der personalen<br />

Identität (die Summe der persönlichen Fähigkeiten und Charaktereigenschaften)<br />

das Selbstkonzept einer Person. Identi kation mit sozialen Kategorien bedeutet<br />

hier die subjektive Bedeutsamkeit diese Kategorien für die soziale Identität.<br />

Ad 2. Entsprechend der SIT ist davon auszugehen, dass Menschen bestrebt sind,<br />

eine positive soziale Identität zu erlangen. In Abhängigkeit vom sozialen Kontext<br />

(und den Erfahrungen im Umgang mit den Kontextbedingungen) kann sich eine<br />

Person mit unterschiedlichen sozialen Kategorien identi zieren und auf unterschiedlichen<br />

Abstraktionsniveaus selbst kategorisieren. Im Ergebnis der Identi -<br />

zierungs- und Kategorisierungsprozesse wird eine positive Abgrenzung der Eigengruppen<br />

(der relevanten Bezugsgruppen) zu relevanten Fremdgruppen angestrebt.<br />

Die soziale Identität ist einerseits Ergebnis der Interaktion mit den sozialen Kontextbedingungen<br />

und fungiert andererseits als individuelles Bezugssystem, um<br />

die soziale Umwelt (und die damit verbundenen Kontextbedingungen) danach zu<br />

beurteilen und zu bewerten, inwieweit sie selbstwertdienlich oder selbstwertbeeinträchtigend<br />

sind.<br />

Ad 3. Die soziale Identität, die als Folge derartiger Identi zierungs- und Kategorisierungsprozesse<br />

konstruiert wird, fungiert als Vermittler bzw. Mediator<br />

zwischen den wahrgenommenen (selbstwertdienlichen bzw. selbstwertbeeinträchtigenden)<br />

Kontextbedingungen und den Bewertungs- und Handlungsstrategien im<br />

Umgang mit diesen Kontextbedingungen (z. B. dann, wenn die Kontextbedingungen<br />

die soziale Identität und somit auch das Selbstkonzept einer Person zu beeinträchtigen<br />

bedrohen; vgl. auch Amiot, Terry & McKimmie, 2012).<br />

Ad 4. <strong>Rechtsextremismus</strong> als fundamentalistische Ideologie (der Ungleichwertigkeit),<br />

durch die Gewaltpotentiale (Gewaltakzeptanz, -bereitschaft und –handeln)<br />

und negative Gruppenemotionen legitimiert werden können, betrachten wir in diesem<br />

Sinne als eine funktionale Ideologie. Funktional ist diese Ideologie deshalb,<br />

weil sie (sozial geteilte) Bewertungs- und Handlungsstrategien im Umgang mit<br />

den selbstwertdienlichen bzw. selbstwertbeeinträchtigenden Kontextbedingungen<br />

nahelegt (die Prädiktoren auf makro-, meso- und mikrosozialer Ebene). Die soziale<br />

Identität fungiert als Vermittler bzw. Mediator zwischen den wahrgenommenen<br />

Kontextbedingungen und der fundamentalistischen Ideologie der Ungleichwertigkeit,<br />

den Gewaltpotentialen und den Gruppenemotionen. Das heißt, welchen Ein-<br />

uss die (in zahlreichen Studien nachgewiesenen) Prädiktoren auf die fundamentalistische<br />

Ideologie der Ungleichwertigkeit, die Gewaltpotentiale und negativen

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