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Edition Rechtsextremismus

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Ein systematisierender Überblick über Entwicklungslinien …<br />

69<br />

Das so ausgezeichnete (bzw. wahrgenommene) Forschungsfeld zum <strong>Rechtsextremismus</strong><br />

lässt sich in Anlehnung an Theo Herrmann (1979) durchaus als Domain-Programm<br />

bezeichnen 21 ; d. h. sozialwissenschaftliche und psychologische<br />

<strong>Rechtsextremismus</strong>forschung fokussiert zunächst auf einen Problembereich, der<br />

als relevant und beobachtbar angesehen wird und für den geeignete theoretische<br />

Erklärungskonzeptionen gesucht werden.<br />

Als geeignet für eine derartige Suche bieten sich – wie bereits erwähnt – zumindest<br />

zwei Wege an: ein divergenter und/oder ein konvergenter Forschungsstil.<br />

Ein divergenter Forschungsstil stützt sich auf eine weitgehend empirisch bestätigte<br />

theoretische Konzeption. Eine solche Theorie-Konzeption ist der Interpretationsrahmen,<br />

aus dem sich die methodischen Entscheidungen zur Erforschung des jeweiligen<br />

„Untersuchungsgegenstandes“ ableiten lassen. Mit anderen Worten: Die<br />

Theorie-Konzeption liefert das Bezugssystem, um zu prüfen, ob die Ergebnisse<br />

der methodischen Entscheidungen inhaltlich valide sind. Darin liegt der Vorteil<br />

eines divergenten Forschungsstils.<br />

Aber auch die Nachteile ergeben sich daraus: Es lässt sich eben nur das empirisch<br />

erforschen, was im Rahmen der Theorie-Konzeption beobachtbar ist. Das,<br />

was nicht im Rahmen der dominierenden Theorie-Konzeption bestimmt ist (z. B.<br />

die Gewalt-Dimension als Teil des <strong>Rechtsextremismus</strong>-Konzepts), wird nicht beobachtet<br />

bzw. in Denitionskämpfen als nicht beobachtbar behauptet. Das heißt,<br />

dann, wenn divergente Forschungsstile ein Forschungsfeld dominieren, konkurrieren<br />

Wissenschaftlergemeinschaften um die „richtigen“ Sichtweisen auf den<br />

„Untersuchungsgegenstand“. Derartige De nitionskämpfe prägten u.E. auch die<br />

<strong>Rechtsextremismus</strong>forschung im Zeitraum von 1990 bis 2000.<br />

Ein konvergenter Forschungsstil hat dagegen den Vorteil, offen für vielfältige<br />

Theorie-Konzeptionen zu sein, die sich zur Erklärung des „Untersuchungsgegenstandes“<br />

anbieten. Die Probleme dabei liegen allerdings auch in dieser Offenheit<br />

bzw. im notwendigen Referenzrahmen, innerhalb dessen eine systematische Aus-<br />

21 Domain-Programme lassen sich dadurch charakterisieren, dass bestimmte Problemfelder<br />

mit einem relativ stabilen (indisponiblen) Kern von Annahmen existieren, mit<br />

denen quasi Regeln vorgegeben werden, wie etwas verstanden werden soll. Derartige<br />

Regeln (oder Konstruktionen) sind weder wahr noch falsch. Als Beispiel: Wenn sich<br />

Sozialwissenschaftler dem Problemfeld oder dem Forschungsgebiet „<strong>Rechtsextremismus</strong><br />

und Fremdenfeindlichkeit“ zuwenden, dann bedeutet das, dass sie – implizit oder<br />

explizit – einen Komplex von Annahmen akzeptieren und verwenden, den man mit<br />

dem Etikett „<strong>Rechtsextremismus</strong> und Fremdenfeindlichkeit“ beschreiben kann (vgl.<br />

auch Herrmann, 1979, S. 201). Dazu gehört u. a., dass es so etwas wie <strong>Rechtsextremismus</strong><br />

und Fremdenfeindlichkeit gibt, dass <strong>Rechtsextremismus</strong> und Fremdenfeindlichkeit<br />

interindividuell variieren können, dass wir zu wenig über diese Variationen<br />

wissen, aber mehr darüber wissen sollten etc.

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