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Edition Rechtsextremismus

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280 Franz Knoppe und Maria Gäde<br />

auszugraben und den Zustand des Verdeckens symbolisch zur Vergangenheit zu<br />

erklären.<br />

Ähnlich wie in Mügeln (Schellenberg, 2014, S. 85; siehe auch den Beitrag von<br />

Schellenberg in diesem Band) fanden es Politiker in Zwickau schwierig, die Terrorzelle<br />

NSU mit ihrem Ort zu verbinden. Während in den Medien noch von der<br />

“Zwickauer Terrorzelle” gesprochen wurde, distanzierten sich Politiker von der<br />

Art der Zuschreibung und verwiesen auf die Herkunft der Täter, die aus Jena kamen<br />

(Decker, 2013). Das Problem Rechtsradikalismus wurde argumentativ generalisiert<br />

und als allgemeingesellschaftliches und als nicht Zwickau spezi sches<br />

Problem präsentiert. So wollten die politischen Akteure von Zwickau lokale Aufklärungsmöglichkeiten<br />

die spezi sch zum NSU sind, auf eine allgemeingesellschaftlichere<br />

Ebene heben. Dazu gehörte der Vorschlag, dass ein Dokumentationszentrum<br />

aller Opfer rechter Gewalt in Zwickau gebaut werden sollte (Lasch, 2013).<br />

Dieses wurde abgelehnt und damit konnten lokalspezische Problemlösungen, die<br />

von anderen Akteuren vorgeschlagen wurden, mit dem Verweis auf die Ablehnung<br />

des Dokumentationszentrums wegdiskutiert werden.<br />

Dennoch kam es in Zwickau auch zu einer Auseinandersetzung mit dem Thema<br />

NSU. Kurz nach dem ersten Jahrestag ga b es im sozio-kulturellen Zentrum „Gasometer“<br />

eine Podiumsdiskussion zum Thema. Im Jahr 2013 thematisierte der örtliche<br />

Kunstverein mit einer Ausstellung die „Existenz des NSU“ (Naumann, 2013).<br />

Für uns waren die Reaktionen der Stadtoberen nicht ausreichend. Unsere Annahme<br />

ist es, dass solch eine Terrorzel le ein Umfeld brauchte, das sie stützte und in dem<br />

sie sich organisieren konnte. Dieses Umfeld wiederum, so nehmen wir an, braucht<br />

ebenfalls ein Umfeld, in dem es mit seiner Haltung nicht auffällt oder wo man lieber<br />

wegschaut und solche Prozesse toleriert. Diesem Umfeld des Umfeldes der „Terrorzelle“<br />

bewusst zu machen, dass solche Taten unter uns nicht mehr möglich sein<br />

dürfen, ist das langfristige Ziel unserer Aktionen. Wir wollen, dass die Bevölkerung<br />

sich mit dem Geschehenen auseinandersetzt und anhaltende Formen der Aufklärung<br />

zulässt. Da dies für zivilgesellschaftliche Initiativen nicht ohne Unterstützung der<br />

lokalen politischen Verantwortlichen zu erreichen ist, leiten wir daraus unsere Anspruchshaltung<br />

an die politischen Akteure in Zwickau, Chemnitz und Sachsen ab.<br />

Diese Ausgangsituation war für uns entscheidend, aktiv zu werden. Nur waren<br />

wir nicht gut genug in der Stadt vernetzt, um politische Entscheidungsträger dazu<br />

zu bringen, etwas zu tun. Auch kam uns die Haltung in der Stadt eher so vor,<br />

als wüsste niemand so genau wie er sich verhalten sollte. Wo waren also die, die<br />

ebenfalls fanden, dass nicht einfach Gras über die Sache wachsen sollte? Für uns<br />

kam also nur in Frage, mit einer symbolischen Aktion das Thema wieder auf die<br />

Agenda zu setzen, denn dafür brauchten wir keine weiteren Unterstützer und große<br />

Organisationsvorleistungen.

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