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Edition Rechtsextremismus

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<strong>Rechtsextremismus</strong> und pauschalisierende Ablehnungen<br />

395<br />

Den lebensweltlichen Mittelpunkt von Af nisierungsprozessen bilden auch im<br />

Abgrenzungs bemühen gegenüber den genannten Sozialisationsinstanzen freiwillige<br />

Referenz bezieh ungen, also Cliquen und andere Gesellungen von Jugendlichen.<br />

Unabhängig vom jeweilig domi nierenden Muster gibt es diesbezüglich Gemeinsamkeiten<br />

zwischen den sich af ni sie ren den Jugendlichen:<br />

• Stark verbreitet ist bis hin zur Af nisierung, zum Teil noch in ihrer Frühphase,<br />

das Gefühl, nicht über verlässliche Peer-Netzwerke zu verfügen. Wo solche<br />

Netzwerke doch existieren, herr schen häug Handlungs orientierungen vor, die<br />

sich nicht fundamental von den Hand lungs orien tierungen der (extrem rechten<br />

oder andere Ablehnungskonstruktionen propagierenden bzw. auslebenden)<br />

Szene unterscheiden und eine Hinwendung damit erleich tern.<br />

• Die Cliquen und Gruppen n den in Gewalt aus übung zur Austragung territorialer<br />

Konikte und z. T. im Alko hol konsum zentrale Vergemeinschaftungsfaktoren.<br />

Kei nes falls sind sie aber auf solche sozialen Praxen zu redu zieren,<br />

denn sie nehmen daneben auch alle anderen für Peergroups üblichen Auf gaben<br />

wahr, also vor allem eine gemeinsame Freizeit gestal tung zu gewähr leisten, die<br />

durchaus auch – vielleicht sogar in erster Linie – aus gänzlich ‚harm losen’ jugend<br />

typischen Akti vitäten bestehen kann. Dies gilt in besonderem Maße für<br />

das zweite und das dritte Muster.<br />

• Der Cliquencharakter impliziert bei aller unterschiedlichen Form, die ein Verband<br />

an nehmen kann, auch eine gewisse strukturelle Offenheit. Die Jugendlichen<br />

steigen nicht in verfestigte und hierarchisch durchstruktu rierte ‚Kameradschaften’<br />

bzw. ‚Kampfgruppen’ ein, sondern in Gruppen mit niedrigem<br />

Forma lisie rungs grad sowie entsprechend hoher Fluktuation und inhalt licher<br />

Indifferenz.<br />

• Dennoch unterscheiden sich sowohl die Gruppen als auch die ihnen an ge -<br />

hörenden Jugend lichen von vergleichbaren Cliquen anderen Hinter grunds, vor<br />

allem weil bei einem Groß teil eine der Af nisierung voran gehende Nähe zu<br />

gewalt förmigen Koniktlösungsmustern vorherrscht, die mit einer verbalen<br />

Sprachlosigkeit einhergeht und entsprechende auf Körperlichkeit basierende<br />

Kommu ni ka tions strukturen nahelegt. Dies schlägt sich auch in einer signi -<br />

kanten Über zahl männlicher Mitglieder nieder.<br />

• Kaum ausgeprägt sind Interessen nach Entfaltung von Individualität und persönlicher<br />

Unverwechselbarkeit. Angestrebt wird eher die Teilhabe an einem<br />

größeren Zusammen hang, mit dem die Generierung von Macht und Selbstwertgefühl<br />

im Kollektiv – später in der Konsolidierung dann explizit der „Masse“,<br />

des „Mobs“, der „Horde“ oder des „Rudels“ – asso ziiert wird.

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