05.01.2016 Views

Edition Rechtsextremismus

75dwIuZct

75dwIuZct

SHOW MORE
SHOW LESS

Create successful ePaper yourself

Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.

Ein systematisierender Überblick über Entwicklungslinien …<br />

53<br />

punkt ist die Annahme, dass fundamentalistische Bewegungen durchaus modern<br />

sein können, obwohl sie antimoderne und antiaufklärerische Ideen verkünden. In<br />

dieser Paradoxie sieht Grumke (2011) nun eben auch Parallelen zwischen Fundamentalismus<br />

und (US-amerikanischem) <strong>Rechtsextremismus</strong>. Als Projekt und Produkt<br />

der Moderne betreibe – so Grumke (2011, S. 153) – der <strong>Rechtsextremismus</strong><br />

unter Rückgriff auf traditionelle Elemente der (amerikanischen) politischen Kultur<br />

eine extreme Komplexitätsreduktion und suspendiere so jegliche P icht zur Begründung.<br />

An die Stelle des bloßen Bewahrenwollens trete die Platzierung neuer,<br />

eigener, umgedeuteter politischer Mythen (wie „Rasse“ oder „Nation“). Ideologisch<br />

sei der (amerikanische) <strong>Rechtsextremismus</strong> – wie auch der Fundamentalismus<br />

15 – grundsätzlich antimodern, schöpfe aber in organisatorischer Hinsicht die<br />

Mittel der Moderne voll aus. Und noch einmal auf Eisenstadt (1998, S. 84) zurückgreifend<br />

bezeichnet Grumke (Grumke, 2011) den (amerikanischen) <strong>Rechtsextremismus</strong><br />

als militante Ideologie, die grundlegend in eine hochmoderne Struktur<br />

eingebunden ist und so quasi die Kehrseite der Moderne darstellt.<br />

Sehr bewusst haben wir den amerikanischen Bezug der Grumkeschen Analyse<br />

in Klammern gesetzt, sehen wir doch durchaus Parallelen zum deutschen bzw.<br />

europäischen <strong>Rechtsextremismus</strong>. Den <strong>Rechtsextremismus</strong> insofern als fundamentalistische<br />

Strömung zu konzeptualisieren und auf diese Weise empirisch zugänglich<br />

zu machen, könnte eine innovative sozialwissenschaftliche Herausforderung<br />

sein (vgl. den Beitrag von Frindte und Geschke in diesem Band). 16<br />

15 Der Ausdruck „Fundamentalismus“ kam im zweiten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts<br />

in Gebrauch und bezieht sich seitdem vor allem auf eine strenge und ausschließliche<br />

Auslegung der (zunächst christlichen) Wurzeln einer Religion. Zwischen 1910 und<br />

1915 erschien eine Reihe von Schriften unter dem Titel „The Fundamentals“, in denen<br />

die Rückbesinnung auf die Grundlagen der christlichen Religion gefordert wurde.<br />

1919 fanden dazu Konferenzen der World’s Christian Fundamentals Association statt.<br />

Allerdings hat sich die Verwendung des Begriffs Fundamentalismus in den letzten<br />

Jahrzehnten sowohl im Alltag als auch im wissenschaftlichen Kontext stark erweitert.<br />

In der Umgangssprache wird der Begriff nicht selten unscharf zur Bezeichnung von<br />

konservativen und u. U. gewalttätigen Gruppierungen und Bewegungen benutzt. Im<br />

wissenschaftlichen Kontext hat sich überdies in den letzten Jahren auch eine Begriffsverwendung<br />

etabliert, die sich nicht nur auf den „religiösen Fundamentalismus“ beschränkt<br />

(vgl. auch Meyer, 2011).<br />

16 Uwe Backes macht darauf aufmerksam, dass die Idee, den <strong>Rechtsextremismus</strong> als fundamentalistische<br />

Ideologie zu begreifen, so neu allerdings auch wieder nicht sei. Backes<br />

(2006) verweist z. B. auf die Arbeiten von Thomas Meyer (1989) oder Christian<br />

Jäggi und David J. Krieger (1991), in denen u. a. auch der <strong>Rechtsextremismus</strong> als Form<br />

eines säkularen Fundamentalismus beschrieben wird.

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!