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Edition Rechtsextremismus

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Uwe Böhnhardt<br />

223<br />

Bindung zu den Eltern ist spätestens seit dem Abschieben ins Heim und auf die<br />

Förderschule gestört. Die pathologische Familiensituation zeigt sich darin, dass<br />

sich sämtliche Familienmitglieder auf unterschiedliche Weise der Familie entziehen.<br />

Der mittlere Bruder durch den Tod, der älteste Bruder durch einen frühen<br />

Auszug, der Vater durch häuge Wanderausüge und selbst die Mutter üchtet sich<br />

aus ihrer Mutterrolle in ihre beru iche Rolle als Lehrerin, indem sie ihren Sohn<br />

Uwe zum pädagogischen Fall macht. Das Herkunftsmilieu der sozialistischen<br />

Funktionselite existiert nicht mehr. Dass Böhnhardt aus der sozio-erotischen Beziehung<br />

zu Beate Zschäpe, die strukturell eher an eine Mutter-Kind-Beziehung als<br />

an eine gleichberechtigte Partnerschaftsbeziehung erinnert, Anerkennung erfährt,<br />

scheint zweifelhaft.<br />

Böhnhardt könnte diese Anerkennungsdezite kompensieren, wenn er über die<br />

entsprechenden individuellen und sozialen Kompetenzen verfügt. Infolge seines<br />

Sozialisationsdezits und der damit eingeschränkten Autonomie zur Lebensbewältigung<br />

kann er dies jedoch nicht. Stattdessen schiebt er die Verantwortung für<br />

sein Scheitern den Nichtdeutschstämmigen zu. Die rechtsextreme Ideologie ermöglicht<br />

ihm, ein positives Selbstbild aufrechtzuerhalten und die Gewaltexzesse<br />

des NSU vor sich selbst zu rechtfertigen, von sich abzuspalten und nicht an einer<br />

damit verbundenen Schuldproblematik zu scheitern.

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