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Edition Rechtsextremismus

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234 Dirk Laabs<br />

Schlüsselmitglieder des THS im Gefängnis oder danach allerdings trotzdem in<br />

den Untergrund begeben hätten, ist heute nicht mehr zu beantworten. Dass man<br />

aber nichts in der Hand hatte, um etwa Uwe Böhnhardt zu stoppen, oder zu behaupten,<br />

Mundlos und Böhnhardt seien „nur kleine Lichter“ in der Szene gewesen<br />

und daher nicht aufgefallen, wie es einige Zeugen vor verschiedenen Ausschüssen<br />

behauptet haben, ist absurd. Die beiden wurden gleichsam in Jena zu den „üblichen<br />

Verdächtigen“, die fast jeder Polizist und Geheimdienstler vor Ort kannte.<br />

Auch dem Thüringer Landeskriminalamt (LKA) waren die beiden schnell ein<br />

Begriff, als es im Jahr 1996 immer aktiver gegen den „Thüringer Heimatschutz“<br />

vorging. Das LKA ermittelte gegen den THS wegen der Bildung einer kriminellen<br />

Vereinigung. Telefone wurden abgehört, Treffen der Gruppe ge lmt, Mitglieder<br />

observiert. Das BfV forschte parallel zig Mitglieder des THS aus, um sie als Informanten<br />

zu rekrutieren. Mitglieder des „Heimatschutzes“ wiederum legten mehrere<br />

Bombenattrappen in Thüringen ab. Eine Bombenattrappe wurde im Jenaer<br />

Stadion während eines Bundesligaspiels unter einer Tribüne platziert, eine andere<br />

an eine Puppe gehängt, die von einer Autobahnbrücke baumelte und an der ein<br />

„Judenstern“ befestigt war. Die rechte Szene war für einige der erfahrenen LKA-<br />

Ermittler, die sich zuvor mit der organisierten Kriminalität beschäftigt hatten,<br />

dennoch nicht schwer zu knacken – die Objekte der Fahndung, die jungen Neonazis,<br />

waren Amateure, blutige Anfänger. Bald verzeichneten die Ermittler so erste<br />

Fahndungserfolge. Ein Neonazi belastete Uwe Böhnhardt, ein Mitglied des THS<br />

bot sich zudem als Informant für die Polizei an und berichtete umfassend über den<br />

„Thüringer Heimatschutz“. Er sagte gegen Tino Brandt aus, berichtete, dass der V-<br />

Mann Heimatschützer zu einer schweren Körperverletzung angestiftet haben soll.<br />

Nach wenigen Monaten Ermittlungsarbeit konnte das LKA Thüringen so ein<br />

Dossier über den THS zusammenstellen, in dem Uwe Böhnhardt, Ralf Wohlleben<br />

und Beate Zschäpe namentlich erwähnt wurden. Bereits im September 1996<br />

wurde das Dokument an das BKA und die Bundesanwaltschaft geschickt. In dem<br />

Dossier listet die Soko auf, dass der „Heimatschutz“ in gut einem Jahr 41 Straftaten<br />

begangen hatte, 80 Straftäter wurden ermittelt. Zu den Taten zählte das LKA<br />

einen Sprengstoffanschlag auf das Flü chtlingsheim in Jena, durchschnittene Kabel<br />

von Funkantennen der Polizei in Saalfeld, die Puppentorsi und Bombenattrappen.<br />

In dem Dossier waren Seiten aus dem Buch „Der totale Widerstand“ abgelichtet,<br />

das sich Tino Brandt bestellt hatte, auf den exemplarischen Seiten wurde erläutert,<br />

wie man Eisenbahnschienen sabotiert und aus Wasserleitungen Rohrbomben baut.<br />

Tino Brandt wurde mit dem lapidaren Satz zitiert: „Die Anti-Antifa kann man ruhig<br />

verbieten, damit rechnen wir, wir nennen uns dann anders und machen weiter.“<br />

Als Ziele des „Heimatschutzes“ wurden mehrere Punkte aufgefü hrt:

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