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Edition Rechtsextremismus

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392 Kurt Möller<br />

• das Muster kultureller Hegemonie pauschalisierender Ablehnungshaltungen,<br />

also der Vorherrschaft von Auffassungen wie Rassismus, Antisemitismus,<br />

Fremdenfeindlichkeit u. a.m. im sozialen Umfeld,<br />

• das Muster der politischen Supplementierung jugendkultureller Partikularintegration,<br />

d. h. der nachträglichen politischen Auadung einer vorerst nur<br />

jugendkulturellen, stilistisch-habituellen und noch nicht unbedingt politisch<br />

verstandenen Einbindung in natio-ethnisch auf Vereindeutigung und Abgrenzung<br />

drängende Gruppen-, Community- und Szenekontexte,<br />

• das Muster gesinnungsgemeinschaftlicher Rebellion, bei dem es sich je doch weniger<br />

um ein selbstständiges Muster als um ein Be grün dungsfragment handelt.<br />

Oft treten im individuellen Fall mehrere dieser Muster gleichzeitig auf, dies allerdings<br />

in unter schiedlicher Mischung und Gewichtung. Zum Teil bauen diese<br />

Muster in der zeitlichen Ab fol ge der Afnisierung auch aufein ander auf. Sie teilen<br />

darüber hinaus bestimmte Gemeinsam keiten, die sich im fort schrei tenden Prozess<br />

der poli ti schen Af ni sierung immer deutlicher heraus kris talli sieren. Zu unterscheiden<br />

sind zudem zwei Stadien: zum einen das Stadium der Kenntnisnahme,<br />

Identi ka tion und praktischen Annäherung; zum anderen ein fortgeschrittenes<br />

Stadium des Afnitätsauf baus, das zwar noch nicht in eine konsoli dierte Haltung<br />

gemündet ist, sich aber schon deutlich vom Anfangsstadium durch Verste tigungen<br />

und Verknüpf ungen zwischen kulturellen und politischen Aspekten wie auch von<br />

einzelnen Ein stellungs segmenten unterscheidet.<br />

Bis dahin mehr oder weniger unverbun den nebeneinander stehende Motive,<br />

Gestimmt heiten, Orien tierungen und Ab sich ten werden im Rahmen neu erworbener<br />

(Cliquen-)Kontakte zunehmend ge bün delt, auf Dauer gestellt und systematisiert.<br />

Der Afni sierung wird in einem stetigen und mehr oder minder kontinuierlich<br />

verlaufenden Deutungs- und Aus hand lungsprozess mit ähnlich orien tierten<br />

Gleichaltrigen – manchmal auch mit Erwach senen aus der einschlägigen Szene<br />

– indivi dueller und sozialer Sinn ver liehen. An die Stelle bis dahin oft noch<br />

vorherr schen der allgemeiner Identi kationen tritt also zusehends die konkrete<br />

Asso ziation, also die unmittelbare per sonelle, über Verhalten und Handeln<br />

reprodu zierte und (auch daher) sinnlich erfahrene Einbindung.<br />

1.3 Sozialisationserfahrungen im Affinisierungsprozess<br />

Konstellationen der objektiven Lebenslage vermögen letztlich wenig bis gar nichts<br />

an Erklärungen für die Konstruktion pauschalisierender Ablehnungen und für Einstiege<br />

in rechtsextreme Denk-, Verhaltens- und Sozialkontexte zu liefern. Es zeigt

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