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Edition Rechtsextremismus

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394 Kurt Möller<br />

• In der Af nisierung werden bei männlichen Jugendlichen bestimmte im familiären<br />

Kontext erworbene Sichtweisen eher fundiert als aufgelöst. Die Vorstellung<br />

von der Geschlechter dichotomie wird durch die Zuord nung von weiteren<br />

Merkmalseigenschaften ergänzt und vereindeutigend zugespitzt, so dass<br />

im Resul tat ein männliches Prinzip von Handeln und Durchsetzungsfähigkeit<br />

einem weib lichen Prinzip von Passivität und Schütz- sowie Hilfebedürftigkeit<br />

entgegengesetzt wird.<br />

• Für Mädchen ist hingegen eine doppelte Gefangenschaft charakteristisch.<br />

Zum einen sind sie geprägt von gesellschaftlich und familiär erworbenen<br />

Geschlechterkon ventionen, gegen die sie sich auch durch die Hinwendung zu<br />

einer betont maskulin auftretenden Ju gend kultur zur Wehr setzen wollen. Zum<br />

anderen führt sie diese emanzi pato risch gedachte Hinwendung gerade in eine<br />

Szene, in der die erleb ten Geschlechter bilder in noch stärkerer Weise vertreten<br />

werden. Die damit entstehende Form verquerer Emanzipation lässt sich vor allem<br />

im ersten, dritten und vierten Muster beobachten.<br />

Zweiter relevanter sozialer Rahmen, in dem sich erste Schritte der Af nisierung<br />

vollziehen, ist die Schule.<br />

• Vorherrschend ist ein bereits vor der Af nisierung ausgebildetes Gefühl, im<br />

schulischen Kon text nicht genügend Aufmerksamkeit und v. a. auch nicht<br />

ausreichende pädagogische Zuwen dung zu erhalten. Während von (extrem)<br />

rechts orientierten deutschen Lehrpersonen in diesem Zusammenhang, besonders<br />

stark aber im ersten Muster, vorge worfen wird, andere Gruppierungen<br />

von Schülerinnen und Schülern, nämlich vor allem jene mit Migrations hintergrund<br />

– und hier besonders die männlichen – zu bevorzugen, sehen Schülerinnen<br />

und Schüler aus Familien mit nicht-deutschen Wurzeln dies häu g<br />

genau umgekehrt.<br />

• Spezi sche Probleme bestehen allerdings nicht nur zwischen den Jugend lichen<br />

und den Lehrkräften, von denen deutlich mehr – möglicherweise sogar etwas<br />

völlig anderes – erwartet wird als die bloße Vermittlung von Lernstoff. Als<br />

problematisch erweisen sich zumindest im ersten, im dritten und im vierten<br />

Muster auch die Beziehungen zu den Mit schülerinnen und Mitschülern. Weit<br />

verbreitet ist das Empnden, ein dichtes Netz freundschaftlicher Bezie hungen<br />

zu entbehren.<br />

• Wenn auch zwischen individuellen Leistungsproblemen und der Af ni sierung<br />

durchaus Zusammenhänge bestehen, so handelt es sich hier doch nicht um ein<br />

Kausalverhältnis, zumal das zu Grunde liegende persönliche Werte modell den<br />

Leistungsaspekt und die Erfolgskultur ei gent lich anerkennt und bejaht.

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