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Edition Rechtsextremismus

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378 Frank Schilden<br />

6.2 Der „NSU“-Diskurs im Kabarett<br />

Das bislang theoretisch ausgeführte soll im Folgenden nun auf zwei Beispiele aus<br />

dem „NSU“-Diskurs im Kabarett angewandt werden. Bei den kabarettistischen<br />

Überformungen der Ereignisse um die sog. Zwickauer Terrorzelle, den „NSU“,<br />

fällt auf, dass die Morde an sich gar nicht kritisch bearbeitet werden, die Ablehnung<br />

der rassistischen Morde ist schlicht vorausgesetzt. Es geht vielmehr um Diskurs-<br />

bzw. Medienkritik oder um antizipierte Reaktionen, die aus vergangenen<br />

öffentlichen Reaktionen abgeleitet werden, sowie um Kritik an der gesellschaftlichen<br />

Mitte. Damit leistet das Politische Kabarett zu diesem Thema einen wichtigen<br />

Beitrag zur öffentlichen Auseinandersetzung und kritischen Verarbeitung der<br />

rassistischen Mordserie des NSU. Die beiden folgenden Beispiele sollen dies verdeutlichen.<br />

Zuerst soll ein Ausschnitt von Volker Pispers auf der Preisverleihung<br />

des Deutschen Kleinkunstpreises 2012 näher betrachtet werden.<br />

6.2.1 Volker Pispers<br />

Es ist immer wieder erstaunlich, was man alles ndet, wenn man richtig sucht.<br />

Das steht ja schon in der Bibel: „Wer suchet, der ndet.“ Und so erklärt sich auch<br />

das Verfassungslose, nämlich warum diese Schlappschwänze, verzeihenseweise,<br />

Schlapphüte vom Verfassungsschutz 13 Jahre lang nicht bemerkt haben, dass hier<br />

ein braunes Mördertrio unterwegs war. [Pause] Sehen Sie, wenn man nicht sucht,<br />

kann man auch nicht nden. Man kann natürlich sagen: „Wenn man etwas gut n-<br />

det, muss man es nicht suchen“. [Gelächter] Sehense mal: Diese Zwickauer Zelle ist<br />

vor 13 Jahren abgetaucht. Vor 13 Jahren haben die sich ihrer Verhaftung entzogen<br />

und sind abgetaucht. Wären das Islamisten gewesen, hätten am Tach danach die<br />

Fahndungsplakate an jedem zweiten Baum gehangen. Aber als Nazis standen sie<br />

natürlich unter besonderem Verfassungsschutz. [Gelächter] Und wäre die dumme<br />

örtliche Polizei denen nicht noch in die Quere gekommen, dann wären die heut<br />

noch unterwegs. Plötzlich, innerhalb von wenigen Tagen, wurden Erkenntnisse gesammelt<br />

über bis zu 20 Helfershelfer im Hintergrund und diese Erkenntnisse konnten<br />

die Spezialisten vom Verfassungsschutz 13 Jahre lang mit all ihren V-Leuten<br />

nicht sammeln. Wer´s glaubt, ist selig, am Schlafen. Jetzt bin ich ganz gespannt, was<br />

bei den Untersuchungsausschüssen rauskommt. Werden die wirklich untersuchen,<br />

warum nach diesen Nazis nicht gesucht worden ist? [Pause] Auch die Schlapphüte<br />

werden vom Kopf her stinken und in meinen Augen gibt´s nur 2 Möglichkeiten: Entweder<br />

der gesamte Verfassungsschutz steckt bis über beide knallrote Ohren tief im<br />

braunen Sumpf. Oder die Führungsebene vom Verfassungsschutz hat 13 Jahre lang<br />

in der Nase gebohrt, uns die Popel jedes Jahr als Verfassungsschutzbericht auf den<br />

Tisch gelegt – und in den unteren Ebenen haben die Nazi-Fans den braunen Sumpf<br />

mit V-Leuten bewässert. [Pause] Wozu werden sie sich bekennen? Zur Unfähigkeit<br />

oder zur Mittäterschaft? Soll ich mal raten? Wissen Sie, was sich rausstellen wird?<br />

Die Führungsebene war völlig ahnungslos, die Führungsebene beim Verfassungs-

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