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Edition Rechtsextremismus

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452 Reiner Becker<br />

und der aktuellen Situation der kommunalen Jugendarbeit an, wäre aber selbst<br />

schlecht beraten, wenn sie andererseits die Spezika des Gemeinwesens mit seiner<br />

politischen Kultur und ihren Tradierungen außer Acht lassen würde. Auch in dem<br />

exemplarischen Fall wurde zunächst nach neuen Konzepten für die Jugendarbeit<br />

gefragt; die zunehmende Eskalation vor Ort (verstärktes Auftreten von rechtsextremen<br />

Aktivisten, eine Zunahme von gewalttätigen Vorfällen) führte jedoch dazu,<br />

dass die Lösungskompetenz nicht in der Jugendarbeit alleine gesehen wurde. Vielmehr<br />

wurden zwei weitere Beratungen nachgefragt (von der örtlichen Feuerwehr<br />

und einem Sportverein), denn viele der rechtsextrem orientierten Jugendlichen<br />

nahmen nach wie vor am Vereinsgeschehen der Kommune teil.<br />

C Die besonderen Beziehungsgeflechte, insbesondere im ländlichen<br />

Raum, sind eine Herausforderung für die Beratung.<br />

Die spezischen Beziehungsgeechte vor Ort in einem Beratungsdesign zu ignorieren,<br />

bedeutet in der Regel, dass die Arbeit erfolglos sein wird. Oftmals ist es<br />

Ziel der Beratung im kommunalen Raum, die Bürger und Bürgerinnen des Ortes<br />

für die Thematik zu sensibilisieren und für ein eigenes Engagement, etwa in Form<br />

eines Bündnisses oder eines „runden Tisches“ zu aktivieren. Hinderlich können<br />

enge Beziehungsge echte dann sein, wenn der von den Individuen (wahrgenommene)<br />

Konformitätsdruck groß und in großen Teilen der örtlichen Bevölkerung die<br />

Problemsicht gering ist. Hinderlich für ein Engagement kann auch sein, wenn persönliche<br />

Beziehungen zu den Familien der rechtsextrem orientierten Jugendlichen<br />

bestehen und eine scheinbar klare und öffentliche „Freund-Feind-Positionierung“<br />

nicht möglich ist – gerät man in diesem Kontext mit den Nachbarn in Konikt, ist<br />

es nicht nur ein politischer, sondern zugleich ein persönlicher Kon ikt im Nahbereich<br />

der Nachbarschaft (Palloks & Steil, 2008, S. 35). So hinderlich die engen<br />

Beziehungsgeechte als Ausdruck des sozialen Zusammenhalts im Beratungsprozess<br />

sein können, so nützlich können sie auch sein, wenn sich deutungsmächtige<br />

Akteure des Ortes als relevante Knoten im kommunalen Beziehungsge echt für<br />

ein bürgerschaftliches Engagement stark machen, Position beziehen und anderen<br />

Menschen des Ortes „ein gutes Vorbild“ sind. Solche relevanten Akteure zu identizieren,<br />

gehört zum kleinen Einmaleins der Mobilen Beratung in Kommunen.<br />

Im o. g. Fallbeispiel gelang es dem Beratungsteam, mithilfe wichtiger Akteure des<br />

Ortes ein breites Bürgerbündnis zu initiieren.<br />

D Aktuelle Beratungsfälle in Kommunen beruhen oftmals auf zurückliegenden<br />

Vorkommnissen und tradierten Vorurteilskulturen.<br />

Vielerorts zeigt die Beratungspraxis, dass aktuellen Vorkommnissen mit einem<br />

rechtsextremen Hintergrund, etwa das Aufkommen rechtsextrem orientierter Ju-

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