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Edition Rechtsextremismus

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326 Britta Schellenberg<br />

extremismus“ und „Fremdenfeindlichkeit“ sei ein politisches Projekt der „Linken“,<br />

der „Deutschfeinde“ und „Ausländerlobby“, um alles „Rechte“ zu diskreditieren.<br />

Beide Strömungen der radikalen Rechten glauben, die „etablierten“ Medien<br />

würden von böswilligen Feinden Deutschlands systematisch und totalitär gesteuert.<br />

Sie verwenden Begriffe wie „ma öses Zusammenspiel“, „Machenschaften“,<br />

„Medienmaa“. Häu g nutzen sie Metaphern aus dem Bereich „Industrie“ und<br />

„System“, „Desinformationsfabrikanten“, „gleichgeschaltete Meinungsindustrie“,<br />

„deutschfeindliche Meinungsindustrie“, „anti-deutsche Meinungsindustrie“. So<br />

wird eine kommerzielle und für die massenhafte Reproduktion planende arbeitende<br />

Institution assoziiert, die als böse Macht die „Strippen“ zieht, um – und das<br />

ist die Diskussion in diesem speziellen Fall – die Mügelner, die Ostdeutschen und<br />

schließlich das deutsche Volk zu bekämpfen. Die auf die Medien bezogenen Metaphern<br />

„Lohnschreiber“ und „anti-deutsche Medienschreiber“ lassen Journalisten<br />

als Feinde Deutschlands und als seelenlose Rädchen in einem mächtigen und<br />

lukrativen Getriebe erscheinen. Mit den Bildern über „die Medien“ werden auch<br />

antisemitische Verschwörungstheorien aktualisiert.<br />

Charakteristische Zuschreibungen zeigen sich zudem in den Wortbildungen<br />

„Systempresse“ oder „Systempolitiker“. Auch diese pejorativen Bezeichnungen<br />

der parlamentarischen Demokratie (vgl. Müller, Sommer & Thiel, 2010, S. 195)<br />

unterstellen eine planend arbeitende Institution, die im Hintergrund bundesdeutsche<br />

Medien und Politik lenkt. Auch diese Metaphern transportieren verschwörungstheoretische<br />

Annahmen: durch eine „fremdbestimmte“, „anti-deutsche“<br />

Medienberichterstattung und Politik solle eine umfassende Bewusstseins- und Gesellschaftsveränderung<br />

in Deutschland erreicht werden. Ziel sei es, das Deutsche<br />

zum Bösen zu stilisieren und zu beschmutzen. Damit ist der Zirkelschluss vollzogen:<br />

Die Akteure, die <strong>Rechtsextremismus</strong> und Fremdenfeindlichkeit bzw. Rassismus<br />

thematisieren, sind anti-deutsche Verschwörer, weil sie den Deutschen Böses<br />

wollen und nicht anerkennen, dass Deutsche – so die Überzeugung der radikalen<br />

Rechten – stets gut und heldenhaft sind und jene, die nach ihrer Einschätzung nicht<br />

völkisch deutsch sind, gefährlich, kriminell, gewalttätig etc. So ist es charakteristisch<br />

für die rechtsradikale Argumentation, dass stets Gruppen von „Deutschen“<br />

und „Ausländern“ oder „Ausländer-Lobbyisten“ und „Deutschfeinden“ („Verräter“)<br />

etabliert werden. „Die Deutschen“ müssen von der radikalen Rechten vor den<br />

feindlichen Medien in Schutz genommen werden.<br />

Die radikalen Rechten richten sich prinzipiell gegen die Thematisierung von<br />

„<strong>Rechtsextremismus</strong>“ und „Fremdenfeindlichkeit“. Die Emotionalität, die sich<br />

gegen Gespräche über <strong>Rechtsextremismus</strong>, Ausländerfeindlichkeit/Rassismus entfaltet<br />

und zur Fundamentalkritik gegen die etablierten Medien wird, zeigt sich<br />

u. a. in der Wochenzeitung Junge Freiheit . „Bewußt (sic) fehlinterpretierte Ge-

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