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Edition Rechtsextremismus

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450 Reiner Becker<br />

politischen Kultur im Rahmen von Beratungsprozessen aufgezeigt werden<br />

einer Beratungsanfrage heißt es:<br />

1<br />

. In<br />

„Die Jugendp egerin einer Gemeinde berichtet von zahlreichen Vorkommnissen<br />

mit einem rechtsextremen Hintergrund u. a. in den selbstverwalteten Jugendräumen<br />

und auch in der Gemeinde. Die rechtsextrem orientierte Jugendclique des Ortes, mit<br />

z. T. gewaltbereiten Jugendlichen, hat Kontakt zur organisierten Szene; so fanden in<br />

den Jugendräumen gemeinsame Versammlungen statt. Die Gemeinde schloss die Jugendräume<br />

und möchte diese mit einem neuen Konzept wieder öffnen. Gleichzeitig<br />

weisen die Vorfälle auf die Verharmlosung der Problematik in Teilen der Gemeinde<br />

hin.“<br />

Ohne näher über den weiteren Verlauf der Beratung in dieser Kommune zu berichten,<br />

können für die Darstellung der Ausgangsbedingungen für Beratung vier<br />

zentrale Thesen formuliert werden, die auf eine spezi sche lokale politische Kultur<br />

verweisen.<br />

A Vorkommnisse in Kommunen werden häufig zur Standortfrage<br />

stilisiert.<br />

Die Vorkommnisse mit einem rechtsextremen Hintergrund in einer Kommune<br />

und der Umgang mit ihnen ist sicherlich kein „Gewinnerthema“. Kommunal verantwortliche<br />

Akteure wie Bürgermeister und Bürgermeisterinnen stehen in der<br />

Regel unter einem großen Handlungsdruck, wenn solcherlei Vorkommnisse, z. B.<br />

durch eine Berichterstattung in der Lokalpresse, öffentlich werden. Es zeigt sich<br />

eine große, ernstzunehmende Sorge um den Ruf der Gemeinde und eine Infragestellung<br />

des friedlichen Zusammenlebens und sozialen Zusammenhalts. In der<br />

Beratung gilt es daher, gemeinsam mit Bürgermeistern und anderen kommunalen<br />

Verantwortungsträgern zu eruieren, wie sie die politische Situation und die Stimmungslage<br />

in ihrem Ort einschätzen. Idealtypisch lassen sich hier vier Gruppen<br />

unterscheiden:<br />

1 Die Landeskoordinierungsstelle des beratungsNetzwerks hessen an der Philipps-Universität<br />

Marburg hat seit 2007 ein eigenes System zur Dokumentation und Evaluation<br />

von Beratungsprozessen entwickelt. Die Berater und Beraterinnen im Netzwerk dokumentieren<br />

hiermit nach einem standardisierten Verfahren, welches einen idealtypischen<br />

Beratungsprozess modelliert, ihre Arbeit. Dies ermöglicht eine kontinuierliche<br />

Auswertung der Beratungsprozesse nach verschiedenen Aspekten und Fragestellungen,<br />

vgl. auch Becker (2013). Das vorliegende Beispiel bezieht sich auf einen (hier<br />

anonymisierten) Beratungsfall aus dem Jahr 2008.

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