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Edition Rechtsextremismus

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472 Wolfgang Beutel et al.<br />

Die Wertschätzung der Demokratie erweist sich nicht primär im Reden über politische<br />

Sachverhalte, sondern in der unmittelbaren Praxis einer inklusiv und partizipatorisch<br />

angelegten, auf Transparenz und Abwägung gegründeten und nach<br />

Legitimitäts- und Efzienzkriterien selbstüberprüfbaren Handlungspraxis.<br />

3 Das Förderprogramm Demokratisch Handeln<br />

Der Wettbewerb Demokratisch Handeln will auf einer solchen sozialisatorischen und<br />

lerntheoretisch begründbaren Basis demokratisches Engagement, demokratische Haltung<br />

und demokratische Kultur in Schule und Jugendarbeit stärken. Er versucht, dieses<br />

Konzept in Schulen und Jugendeinrichtungen zu entdecken, mit den Akteuren reexiv<br />

zu bearbeiten, weiterzuentwickeln und zu multiplizieren. Das praktische Ziel dabei<br />

ist: Gemeinsam mit anderen sollen Fragen und Probleme des Gemeinwohls sichtbar<br />

gemacht und bearbeitet und so ein Korridor zu politischer Verantwortung geöffnet<br />

werden. Lernen soll sich mit Handeln verbinden. Leistungen für die Demokratie und<br />

das Gemeinwesen sollen fachlich thematisiert, gefördert und öffentlich anerkannt<br />

werden. Der Wettbewerb wird seit 1989 jährlich für alle allgemeinbildenden Schulen<br />

in Deutschland ausgeschrieben. Entscheidend ist aber nicht der Wettbewerb als Selbstzweck,<br />

sondern vielmehr die mit ihm verbundenen programmatischen, schulentwicklungsbezogenen<br />

und förderungswirksamen Aspekte und Instrumente in Blick auf die<br />

beteiligten Akteure – Lehrkräfte ebenso wie Schülerinnen und Schüler – sowie in<br />

Blick auf die Schule insgesamt (Beutel & Fauser, 2013).<br />

Die Genese dieses Wettbewerbs und Förderprogramms entspringt dem langjährigen<br />

Engagement von Hildegard Hamm-Brücher für eine Verbesserung der<br />

politischen Bildung und für eine Stabilisierung und bürgerschaftliche Weiterentwicklung<br />

der Demokratie in Deutschland (Hamm-Brücher, 2001). Dieses Ziel<br />

hatte in den 1980er-Jahren angesichts der bereits seinerzeit anwachsenden „Politikverdrossenheit“<br />

an Gewicht gewonnen. Hinzu kam Ende der 1980er Jahre die<br />

Neugründung und Etablierung der Partei der „Republikaner“, die nationalistisches<br />

und ausländerfeindliches Gedankengut vertrat und bei Wählerinnen und Wählern,<br />

vor allem auch bei Jugendlichen, in dieser Zeit Erfolg fand. Die Sorge um Anziehungskraft<br />

und Ein uss von rechtsextremen – nationalistischen, rassistischen,<br />

antisemitischen – Gruppierungen in der Politik und besonders bei Heranwachsenden,<br />

ist so gesehen ein beständiges Motiv für dieses schulnahe pädagogische<br />

Programm. Damit verbindet sich zugleich die Absicht, einer solchen Entwicklung<br />

durch eine lebendige und von den Bürgerinnen und Bürgern getragene Demokratie<br />

entgegenzutreten, für deren Aktualität und Lebendigkeit ein schul- und jugendnahes<br />

Erfahrungslernen einen ganz zentralen Ankerpunkt bildet.

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