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Edition Rechtsextremismus

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Nicht vom Himmel gefallen<br />

205<br />

radschaft Jena war und nun einer der Mitangeklagten im Münchner NSU-Prozess<br />

ist. Zwischen 2002 und 2010 war Ralf Wohlleben NPD-Mitglied, zeitweise sogar<br />

stellvertretender NPD-Vorsitzender in Thüringen (Gamma Redaktion Leipzig,<br />

2012, S. 85). Wohlleben war 2002 beim ersten „Thüringentag der nationalen Jugend“<br />

Versammlungsleiter und blieb dem TdnJ auch in den Folgejahren als Redner<br />

oder Mitorganisator verbunden. Wohlleben gehörte gemeinsam mit André Kapke<br />

und Patrick Wieschke ebenfalls zum Organisationskreis des ersten sogenannten<br />

„Fests der Völker“ 2005 in Jena (Röpke, 2005; Gensing, 2011). Dieses Rechts-<br />

Rock-Event hatte gegenüber dem bereits erwähnten TdnJ und dem Geraer RfD<br />

bei der Bandauswahl und den Rednern einen deutlichen Bezug zum verbotenen<br />

Blood & Honour-Netzwerk (Röpke, 2005). In der Person Ralf Wohlleben kumuliert<br />

der Facettenreichtum der Thüringer extrem rechten Szene. Er personi ziert<br />

ihre Charakteristika, wie die unscharfen Grenzen zwischen NPD und Kameradschaftsszene,<br />

die Sozialisierung im „Thüringer Heimatschutz“, die mittlerweile<br />

deutschlandweit ausgeprägtesten Fähigkeiten zur Organisation von neonazistischen<br />

Massenveranstaltungen und eben auch Ambitionen zu bzw. Verwicklungen<br />

in militante und rechtsterroristischen Aktionen.<br />

3.2 Die Bedeutung von Blood & Honour in Thüringen<br />

Auf eine vollständige Darstellung des Blood & Honour-Netzwerkes, seine Aktivitäten,<br />

Protagonisten etc. wird hier verzichtet. Da dieses Neonazi-Netzwerk jedoch<br />

einerseits beim Abtauchen des Jenaer Nazi-Trios eine entscheidende Rolle spielte<br />

und andererseits auch ein zentraler Bestandteil der Geschichte der Thüringer extrem<br />

rechten Szene darstellt, sollen dennoch einige Informationen einießen.<br />

Thüringen hatte seit dem Jahr 1997 bis zum Verbot des Blood & Honour-Netzwerkes<br />

im Jahr 2000 ebenso wie Sachsen eine aktive eigene Sektion. Der Sektionsleiter<br />

Thüringens Marcel Degner aus Gera fungierte auch als Kassenwart<br />

der Blood & Honour-Division Deutschland (Haskala Jugend- und Wahlkreisbüro<br />

Katharina König (MdL), 2010; Schäfer, Wache & Meiborg, 2012, S. 35f). Auch<br />

die Jugendorganisation der Blood & Honour-Division Deutschland „White Youth“<br />

wurde in Gera gegründet (Haskala, 2010). Bereits Mitte der 1990er Jahre bewegte<br />

sich Uwe Mundlos in der Sächsischen Neonaziszene und knüpfte Blood & Honour-Kontakte<br />

(Wellsow, 2012, S. 32f). Uwe Mundlos stellte die sächsischen Blood<br />

& Honour-Aktivisten André Kapke und Ralf Wohlleben vor (Schäfer et al., 2012,<br />

S. 35).<br />

Abgesehen davon, dass mit Marcel Degner eine für die bundesdeutsche Struktur<br />

Blood & Honour zentrale Figur aus Thüringen stammte, spielte das internatio-

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