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Edition Rechtsextremismus

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„Lügenpresse“?<br />

311<br />

Rassismus. Später sind einschlägige Urteile gefallen, allerdings wurden nur wenige<br />

Täter ermittelt, sie kamen weitgehend mit milden Strafen davon. Inzwischen ist<br />

ein „fremdenfeindlicher“ Hintergrund amtlich verzeichnet und die Tatsache, dass<br />

mindestens ein Teil der Täter dem Neonazi-Spektrum zuzuordnen ist, öffentlich<br />

bekannt (vgl. Schellenberg, 2014b).<br />

1.1 Direkt nach dem Vorfall: Die Kategorisierung durch<br />

unterschiedliche Akteure<br />

Der Vorfall wird von zivilgesellschaftlichen Organisationen der Region, den Opfern<br />

und einigen Bürgern, die den Übergriff beobachtet hatten, sofort als „rassistisch“<br />

bzw. „fremdenfeindlich“ und „rechtsradikal“ motiviert eingeschätzt.<br />

Die Zeugen waren (zunächst) gegenüber Ermittlungsbehörden und auch Journalisten<br />

auskunftsbereit. Einen „fremdenfeindlichen“ und/oder „rechtsextremen“<br />

Tathintergrund sahen auch fast alle Bundespolitiker, inklusive der Bundesregierung<br />

(mindestens CDU 5 und SPD), ebenso die sächsischen Parteien Die Grüne/<br />

Bündnis 90, Die Linke und die SPD. Im Kontrast hierzu steht eine Gruppe, die<br />

keinen rechtsextremen und auch weithin keinen fremdenfeindlichen Hintergrund<br />

annahm: sächsische Ermittlungs- und Sicherheitsbehörden, der Bürgermeister und<br />

Stadtrat von Mügeln, Teile der Sächsischen Staatsregierung (CDU), die Tatverdächtigen<br />

und Bürger aus Mügeln sowie der bundesdeutschen radikalen Rechten,<br />

inklusive der NPD. Sie kritisierten u. a. „die Medien“ für ihre angeblich „hysterische“<br />

und „vorurteilshafte“ Berichterstattung über den Vorfall.<br />

2 Die mediale Berichterstattung<br />

Bereits die Anzahl der Beiträge in den untersuchten Medien, die den Vorfall thematisierten,<br />

verrät, dass der Fall die Medien interessiert hat. Die überregionalen<br />

Tageszeitungen 6 druckten im Zeitraum vom 20. August 2007, und damit bereits<br />

ab dem ersten Tag nach dem Übergriff bis zum 1. Februar 2008 jeweils über 50<br />

5 Für die CSU vertrat Peter Gauweiler eine dezidiert andere Position: Er beurteilte den<br />

Vorfall als hysterische „Medienstory“ und stritt <strong>Rechtsextremismus</strong> und Fremdenfeindlichkeit<br />

als Tathintergrund ab.<br />

6 Komplett erfasst wurden Frankfurter Allgemeine Zeitung, Frankfurter Rundschau,<br />

Süddeutsche Zeitung, Tagesspiegel und die Welt. Weitere berücksichtigte Zeitungen<br />

vgl. Literaturverzeichnis.

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