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Edition Rechtsextremismus

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Ein systematisierender Überblick über Entwicklungslinien …<br />

57<br />

„Auf welchen Wegen und mit welchem Erfolg erreicht der in Organisationen und<br />

Parteien verfasste Rechtsradikalismus, dessen Strukturen und Programme jeder<br />

Verfassungsschutzbericht ausführlich beschreibt, eine Basis gewaltbereiter junger<br />

Leute? Welche Medien spielen dabei eine Rolle?“ (Neidhardt, 2002, S. 784).<br />

Zwei Jahre später formuliert er die in den o. g. Fragen steckende These expliziter:<br />

„Auch bei der Mobilisierung rechtsextremistischer Aktionen könnten Medien durchaus<br />

gegen ihren Willen zum Beispiel zu einer ‚discursive opportunity structure‘ (Koopmans<br />

1996; 2001) zugunsten derer beitragen, die sie scharf kritisieren, nämlich<br />

Informationen, ‚Frames‘ und Positionen bekannt zu machen, die sich zum Beispiel<br />

zur Rechtfertigung von Gewalt und zur Stigmatisierung von Fremden verarbeiten<br />

lassen“ (Neidhardt, 2004, S. 337).<br />

Brosius und Scheufele (2001) untersuchen, unter welchen Bedingungen die Berichterstattung<br />

der Medien einer Ausbreitung fremdenfeindlicher Straftaten Vorschub<br />

leistet. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass es unter bestimmten Bedingungen<br />

zu massiven Anstiftungseffekten durch die Berichterstattung kommen<br />

kann. Schon die Berichterstattung über Gewalt durch Ausländer könne zu ausländerfeindlichen<br />

Straftaten führen (vgl. auch Esser, Scheufele & Brosius, 2002).<br />

Häug wird in der Medienberichterstattung das Handeln der Migranten selbst für<br />

das „Ausländerproblem“ verantwortlich gemacht und negativ bewertet (Pfetsch<br />

& Weiß, 2000). Das kann dazu führen, dass in bestimmten Gruppen die Gewaltbereitschaft<br />

gegenüber Ausländern/ Migranten wächst (Scheufele, 2002). So wird<br />

die Berichterstattung von verschiedenen Rezipientengruppen unterschiedlich aufgenommen<br />

und löst Reaktionen von ausländerfeindlicher Wut bis zu Angst vor<br />

rechtsextremer Gewalt aus (Oemichen, Horn & Mosler, 2005).<br />

Unter diesem Aspekt ist auch der o. g. Hinweis von Neidhardt auf die „discursive<br />

opportunity structure“ im Sinne von Koopmans zu verstehen: Verbreitungsmedien<br />

(im Luhmannschen Sinne) eröffnen Möglichkeitsräume (Frindte, 1998, 1999;<br />

Geschke, Sassenberg, Ruhrmann & Sommer, 2010) oder stellen Frames bereit,<br />

wie Wirklichkeit interpretiert werden kann. Diesbezüglich wurden verschiedenste<br />

Aspekte der Berichterstattung in Inhalts- und Rezeptionsanalysen untersucht, wie<br />

z. B. ereignisorientierte Thematisierung (z. B. Weiß & Spallek, 2002), Skandalisierung,<br />

Emotionalisierung und Stereotypisierung mit deren Wirkpotentialen und<br />

Wirkungen (vgl. z. B. Matthes & Marquardt, 2013; Oemichen et al., 2005). Die<br />

Rezipientenanalysen der „ARD/ZDF Studie“ (vgl. Oemichen et al., 2005) zeigen,<br />

dass eine moderate Emotionalisierung zum einen durchaus bedeutsam sein kann,<br />

da sie eine Identikation mit den Opfern ermöglicht und dazu anregt, sich inten-

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