05.01.2016 Views

Edition Rechtsextremismus

75dwIuZct

75dwIuZct

SHOW MORE
SHOW LESS

Create successful ePaper yourself

Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.

138 Kurt Möller<br />

Das begrifiche GMF-Konzept wirft allerdings eine Reihe von Fragen auf. Zu<br />

den wichtigsten gehören die folgenden drei (zur detaillierteren Kritik vgl. Möller<br />

u. a., 2015):<br />

• Existieren die „Gruppen“, die als Adressaten der „Feindseligkeiten“ gelten, tatsächlich<br />

als soziale Einheiten mit essentieller Substanz oder werden sie nicht<br />

vielmehr erst durch Prozesse der Konstruktion zu solchen erklärt? Müssten also<br />

nicht einmal zunächst die Prozesse der Gruppierung, also der Herstellung von<br />

Vorstellungen über bestimmte soziale Gebilde analysiert werden? Gibt es denn<br />

die Homosexuellen oder die Muslime als jeweilige Gruppen überhaupt? Oder<br />

sind sie nicht vielmehr Resultate von gruppierenden Konstruktionsleistungen,<br />

in die bereits vorhandene, nicht zuletzt schon von Ablehnungen geprägte Vorstellungen<br />

eingehen?<br />

• Sind es immer unmittelbar Menschen, die abgelehnt werden? Sind es nicht<br />

auch abstraktere Zusammenhänge, etwa Religionen wie der Islam oder Weltanschauungen<br />

insgesamt, oder auch Lebenspraxen, etwa von Wohnungslosen, die<br />

Gegenstand der Ablehnung werden?<br />

• Können zentral gesetzte Begriffe wie „Feindlichkeit“ und „Abwertung“ überhaupt<br />

hinreichend das Spektrum von Ablehnungen erfassen, das in negativen<br />

Generalisierungen zum Ausdruck gelangt? Was ist z. B. mit Forderungen nach<br />

Ungleichbehandlung bestimmter Gruppierungen, die sich von Ungleichwertigkeitsunterstellungen<br />

absetzen (Etwa: „Ich habe nichts gegen Flüchtlinge. Sie<br />

sind Menschen wie wir. Sie sollen nur nicht in meiner Wohngegend untergebracht<br />

werden.“)?<br />

Vor dem Hintergrund solcher Fragen entsteht die Herausforderung, zunächst einmal<br />

die unterschiedlichen Ausdrucksformen von solchen Ablehnungen differenziert<br />

zu erfassen, die auf Pauschalisierungen beruhen und eben sie auf Prozesse<br />

ihrer biograschen Konstruktion sowie deren Kontextuierung zu untersuchen. Es<br />

stellt sich mithin die zentrale Frage: Wie ist das Entstehen und die Entwicklung<br />

(ggf. auch – was hier allerdings nicht das Thema ist – die Distanzierung) von pauschalisierenden<br />

Ablehnungskonstruktionen (PAKOs) zu erklären?<br />

Doch verschaffen wir uns zunächst einen Überblick über das Ausmaß und zentrale<br />

Entwicklungen von <strong>Rechtsextremismus</strong> und darüber hinausgehenden Ablehnungsfacetten<br />

selbst.

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!