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Edition Rechtsextremismus

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Ein systematisierender Überblick über Entwicklungslinien …<br />

35<br />

Schlussendlich: <strong>Rechtsextremismus</strong> als monolithisches Gebäude erscheint im<br />

Zeitraum von 1990 bis 2000 vor allem als Konstruktion (der Wissenschaftler, Politiker,<br />

der Medien, der Alltagsdiskurse; Frindte et al., 1994). Thomas Kliche (1996)<br />

fragt deshalb, „ob es wissenschaftlich nicht sinnvoller wäre, das Konzept ,des‘<br />

<strong>Rechtsextremismus</strong> zugunsten dadurch überzeugender zu erfassender ,Rechtsextremismen‘<br />

aufzugeben“ (Kliche, 1996, S. 70).<br />

Zugespitzt: „Er ndet sich diese Gesellschaft also ,ihren‘ überaus funktionalen<br />

<strong>Rechtsextremismus</strong> gerade selbst – unter tatkräftiger Mitwirkung der sozialwissenschaftlichen<br />

Deutungsindustrie“ (Kliche, 1996 S. 77)?<br />

2.1.3 Dominierende Theorie- und Forschungsansätze<br />

Dominanz der Desintegrationstheorie von Heitmeyer: Neben den o. g. Auseinandersetzungen<br />

über den Begriff von <strong>Rechtsextremismus</strong> dominierten in diesem<br />

Jahrzehnt vor allem Arbeiten, in denen auf der Basis der von Heitmeyer und Kolleg/innen<br />

vorgelegten Sozialisations- und Desintegrationstheorie rechtsextreme<br />

Tendenzen als Folge von individuellen Deprivationsproblemen betrachtet werden<br />

(Heitmeyer, 1989, 1993; Heitmeyer et al., 1992; Heitmeyer & Möller, 1995).<br />

Rechtsextremistische Orientierungen setzen sich nach Heitmeyer et al. (1992) aus<br />

einer Ideologie der Ungleichheit bzw. Ungleichwertigkeit und der Gewaltaf nität<br />

(bis hin zu gewalttätigem Handeln) zusammen. Beide Dimensionen werden durch<br />

Subdimensionen mit verschiedenen Facetten untergliedert und operationalisiert.<br />

Zur theoretischen Erklärung derartiger rechtsextremer Tendenzen haben Heitmeyer<br />

und Mitarbeiter (1992) eine Desintegrationstheorie auf der Grundlage von<br />

Becks „Risikogesellschaft“ (Beck, 1986) entwickelt. Die Autoren konstatieren<br />

„ein generalisiertes Auftreten von Individualisierungsschüben, die im Kern aus<br />

der Arbeitsmarktdynamik resultieren“ (Heitmeyer et al., 1992, S. 16). Diese Individualisierungsschübe<br />

bewirken, dass „die klassischen gemeinsamen Erfahrungsund<br />

Deutungszusammenhänge intergenerationell weitergebender intermediärer<br />

Instanzen damit an Wirksamkeit einzubüßen scheinen“ (Heitmeyer et al., 1992,<br />

S. 16-17).<br />

„Kollektive Handlungs- und Durchsetzungsformen verlieren an Bedeutung. Stabile<br />

Solidaritätsbindungen werden sowohl überüssig als auch unerreichbar“ (Heitmeyer<br />

et al., 1992, S. 19).

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