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Edition Rechtsextremismus

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238 Dirk Laabs<br />

„Zu der Aktion des Wiesel am 20.04.1996 in Bonn [anlässlich des Geburtstages von<br />

Adolf Hitler] war der VS allgemein ü ber die Überwachungsmaßnahme des BKA<br />

unterrichtet. Wiesel machte telefonisch seinem Quellenfü hrer den Vorwurf, nicht<br />

vorher gewarnt worden zu sein. Dies deutet auf eben diese geü bte Praxis hin.“<br />

Der Mann, Wiesel, wurde an dem fraglichen Tag verhaftet. Die Polizei gestattet<br />

ihm, mit seinem Anwalt zu telefonieren. Stattdessen telefonierte er dreimal mit<br />

seinem Quellenfü hrer, der „massiv auf das Aussageverhalten von Wiesel Einuss“<br />

nahm, wie das Bundeskriminalamt später vermerkte. Die Forderung des BKA-<br />

Präsidenten: „Bei bevorstehenden Exekutivmaßnahmen sollen Warnungen an die<br />

Quellen unterbleiben.“ Aber auch dieser Forderung wird das BfV nicht nachkommen.<br />

Das Papier des BKA macht unmissverständlich klar, dass das BfV V-Männer<br />

vor Durchsuchungsmaßnahmen gewarnt und damit vor einer Strafverfolgung geschützt<br />

hat. Im selben Zeitraum wird auch Tino Brandt von seinen Thüringer V-<br />

Mannführern immer wieder vor Durchsuchungen angerufen. Und obwohl Brandt<br />

wegen schwerem Landfriedensbruchs in erster Instanz verurteilt wurde, bleibt er<br />

auf freien Fuß – die zweite Instanz wurde dann über Jahre verschleppt, so dass<br />

er weiter aktiv in der Szene bleiben konnte. Der „Thüringer Heimatschutz“ radikalisierte<br />

sich so weiter. Die Strafverfolgung wurde in Thüringen durch den Verfassungsschutz<br />

behindert. Mehrere ehemalige und noch aktive Beamte des LKA<br />

Thüringens haben das vor dem NSU-Ausschuss des Landtages in Erfurt beschrieben.<br />

Ein Beamter, der beim BKA ausgebildet worden war, konnte sich damals<br />

schlicht nicht vorstellen, dass es in Deutschland möglich war, dass ein Akteur wie<br />

Tino Brandt V-Mann des Verfassungsschutzes ist. Er irrte.<br />

Die Ermittlungen des BKA und die Beweisaufnahme durch verschiedene parlamentarische<br />

Untersuchungsausschüsse zeigt zudem: Das Bundesamt für Verfassungsschutz<br />

stellt auch weiterhin den Quellenschutz über die Strafverfolgung. Das<br />

BfV hat weder gegenüber dem BKA noch gegenüber dem Ausschuss des Bundestages<br />

eine einzige ihrer zentralen Quellen enttarnt.<br />

Auch die Justiz versagte in Thüringen<br />

Die rechte Szene in Thüringen konnte sich auch weiter radikalisieren, weil sich<br />

verschiedene Verfassungsschutzbehörden einmischten. Für die Polizei wurde die<br />

Lage Ende 1996 noch komplizierter. Ohne erkennbare Gründe wurden Ermittler<br />

aus der erfolgreichen Soko Rex abgezogen und versetzt. Vernetztes Wissen ging<br />

verloren. Da das LKA zu dem Zeitpunkt wegen diverser Skandale unter großem

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