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Edition Rechtsextremismus

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„Lügenpresse“?<br />

319<br />

Die Journalisten kommen, als die Menschen vor Ort noch keine Antworten auf die<br />

vielen Fragen, die sich nach den Ausschreitungen ergaben, gefunden hatten. Die<br />

Journalisten fragten und waren schnell für Viele unerwünschte Gäste. Die meisten<br />

Kleinstadtbürger fühlten sich überfordert von den Medien-Teams, die in ihre kleine,<br />

ruhige Stadt kamen und eine Vielfalt und Unruhe mitbrachten, die es dort nicht gab.<br />

Nur Einzelne waren den gegenüber Journalisten auskunftsbereit: Einige Bürger, die<br />

zum Teil nicht beim Namen genannt werden wollten, und die Opfer. Bereits einen<br />

Monat nach dem Übergriff wollten auch die Opfer nicht mehr mit der Presse reden,<br />

weil sie den Eindruck hatten, diese verschlimmere bestehende Probleme.<br />

Tatsächlich berichten Journalisten oft kritisch über die Bürger und den Bürgermeister<br />

der Kleinstadt. Die Mügelner werden vielfach als Passive beschrieben; sie<br />

seien oft selbst fremdenfeindlich oder es fehle ihnen an Zivilcourage und einer<br />

eigenen Haltung. So berichtet der Stern beispielsweise, dass viele Bürger dem<br />

Vorfall passiv beiwohnten. Sie würden „Rechtsradikalen“ eine Bühne geben. Hingegen<br />

stellt die sächsische Regionalzeitung, Sächsische Zeitung, die sehr breit berichtet,<br />

die Bürger auch als „ausländerfreundlich“ dar.<br />

2.1.3 Phase 3: (Noch) eine Wende in der Einschätzung<br />

der Tathintergründe?<br />

Eine gute Woche nach der Gewalteskalation beschäftigt eine neue Nachricht die<br />

Medien: Der Focus (print) berichtet, dass die Polizei bestätigt hat, inzwischen gebe<br />

es „Anzeigen von Deutschen gegen Inder“ (die bisher als Opfer bekannt sind). Das<br />

Blatt spottet: „Sachsen. Die üblichen Verdächtigen“ und glaubt, „politisch korrekte<br />

Meinungsmacher“ könnten einen harmlosen Fall zum rechtsextremen oder fremdenfeindlichen<br />

Übergriff stilisieren. 13 Ähnlich hatte schon einige Tage zuvor die<br />

Junge Freiheit argumentiert. 14 Doch erst mit dem Printartikel im Focus kommt die<br />

Idee, die Opfer könnten auch Täter sein, in der seriösen Presse an. In vielen Medienorganen<br />

wird nun verkündet: Es gebe eine Wende in den Ermittlungen, die Inder<br />

seien Täter. Diese Nachricht wird als neu in den Medien repliziert, meist ohne<br />

Einordnung durch die Autoren. Besonders häu g heißt es „Inder sind möglicherweise<br />

auch Täter“, etwas seltener wird die Nachricht als Befund präsentiert „Inder<br />

13 Focus vom 27.08.2007, Nr. 35/2007: „Sachsen. Die üblichen Verdächtigen.“ von Alexander<br />

Wendt. Focus-Online interpretiert den Fall komplett konträr. Grund hierfür<br />

könnte neben unterschiedlichen Normvorstellungen der Autoren der Hang zur Konformität<br />

bei Online-Medien sein. Sie müssen schneller reagieren, haben weniger Zeit<br />

für eigene Recherche und halten sich daher stark an die Meldungen der Nachrichtenagenturen.<br />

14 Junge Freiheit vom 24.08.2007.

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