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Edition Rechtsextremismus

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476 Wolfgang Beutel et al.<br />

möglicher Konsequenzen und Antworten auf die Frage nach der Verantwortung<br />

des Einzelnen sind nicht erkennbar. Scheinbar haben „wir“ noch nichts aus dieser<br />

jüngeren massiven rechtsorientierten und gewalttätigen Struktur gelernt. Die Notwendigkeit<br />

einer intensiven Suche nach Antworten, wie man die Herausforderungen<br />

einer sich stetig verändernden Gesellschaft in unsicheren Zeiten vermittelt<br />

und Heterogenität nicht nur als Aufgabe erkennt, sondern vor allem als Chance<br />

begreift, ist für die Demokratiepädagogik offensichtlich. Überdeutlich wird dies<br />

aktuell in der Auseinandersetzung mit den zahlreichen PEGIDA-Demonstrationen<br />

in Deutschland, welche im Herbst 2014 begannen und deren Teilnehmende scheinbar<br />

vor allem durch zahlreiche diffuse Ängste mobilisiert werden.<br />

Der Zustand der Demokratie kann sich daher nicht nur an der Höhe der Wahlbeteiligung<br />

und der praktischen Resonanz ihres institutionellen Gefüges widerspiegeln:<br />

Dies greift zu kurz und beschreibt unser gemeinsames Wertesystem nur<br />

unzureichend. Aufgrund der besonderen – auch lokal spezi schen – Verantwortung<br />

bei der Aufarbeitung des NSU-Komplexes wird daher im Kompetenzzentrum<br />

<strong>Rechtsextremismus</strong> der Friedrich-Schiller-Universität Jena an einem Aktionsplan<br />

Demokratiebildung gearbeitet. Für die Ausbildung demokratischer Einstellungen<br />

und Werthaltungen ist es notwendig, die Möglichkeiten und Grenzen von Lerngelegenheiten<br />

und Bildungsangeboten in den Blick zu nehmen und diese – soweit<br />

möglich – auf ihre Präventionschancen zu überprüfen. Zwar kann nicht erwartetet<br />

werden, dass bei der Bildung und Erziehung durch Institutionen wie den Kindergärten,<br />

Schulen und Hochschulen sich gewissermaßen nebenbei und von Natur aus<br />

alle demokratie- und menschenrechtsfeindliche Einstellungen beheben lassen. Es<br />

bleibt aber unbestritten, dass diese immer noch die umfassendsten Interventionszugänge<br />

gegen die Herausbildung von Vorurteilen und Intoleranz darstellen. Neben<br />

Bildungsinhalten ist für die Beurteilung einer wirksamen Demokratieerziehung<br />

das Handeln des professionellen pädagogischen Personals in den Blick zu nehmen.<br />

Hier liegen Beratungs- und Entwicklungsaufgaben. Der Umgang mit Vielfalt und<br />

deren Anerkennung ist für professionelle Akteure in pädagogischen Arbeitsfeldern<br />

eine grundlegende Kompetenz ihres beruichen Wirkens, die erlernt und vor<br />

allem verinnerlicht werden muss. Doch ergibt sich diese nachweislich nicht allein<br />

durch die beruiche Qualikation (Bischoff, König & Zimmermann, 2013).<br />

Mit dem Aktionsplan Demokratiebildung wird in Thüringen versucht, sich<br />

adäquaten Antworten zu nähern, wie Bildung für Demokratie gestärkt werden<br />

kann. Einmalig ist dabei der Ansatz, dass sich der Vorschlag nicht auf einzelne<br />

Bildungsbereiche beschränkt, sondern „von der vorschulischen Erziehung bis<br />

zum Hochschulstudium“ eine umfassende Perspektive einnehmen wird. Bereits<br />

vorhandene Initiativen, Strukturen und Projekte in Thüringen sollen dabei systematisch<br />

aufgegriffen und einbezogen werden. Ein Schwerpunkt des Aktionsplans

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