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Edition Rechtsextremismus

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Sekundäre Viktimisierung durch die Polizei?<br />

Eine Studie zu den Erfahrungen<br />

von Betroffenen rechter Gewalt 1<br />

Daniel Geschke und Matthias Quent<br />

1 Einleitung<br />

Jahrelang wurden Angehörige der Opfer der vom „Nationalsozialistischen Untergrund“<br />

Getöteten verdächtigt, an kriminellen Machenschaften beteiligt oder gar<br />

für die Tötung der eigenen Familienmitglieder verantwortlich zu sein. Trotz deutlicher<br />

Hinweise und Appelle an die Polizei, dass die Täter und/oder Täterinnen im<br />

rechtsextremen Milieu zu suchen seien, erwiesen sich die Ermittlungsbehörden<br />

sprichwörtlich als auf dem rechten Auge blind. Das Versagen der Behörden, stellte<br />

Eva Högl, die Obfrau der SPD im Untersuchungsausschuss des Bundestages<br />

fest, beruhe zum großen Teil auf „routinierten, oftmals rassistisch geprägten Verdachts-<br />

und Vorurteilsstrukturen in der Polizei“ (Carstens, 2013). Der Zentralrat<br />

der Muslime in Deutschland kritisierte „Vorurteilsstrukturen bei den Behörden<br />

gegenüber bestimmten Minderheiten und Gruppen, die dem strukturellen Rassismus<br />

in Deutschland Vorschub leisteten“ (Carstens, 2013) – Polizeivertreter und<br />

-vertreterinnen reagierten empört auf die Vorwürfe.<br />

Fest steht, dass die Angehörigen durch Polizeiermittlungen wegen zu Unrecht<br />

vermuteter krimineller bzw. maöser Verbindungen nach ihren tragischen Verlusten<br />

ein zweites Mal schwer geschädigt und in ihrem Vertrauen in den Rechtsstaat<br />

auf die Probe gestellt wurden. Diese nochmalige Opferwerdung wird in den Sozialwissenschaften<br />

als Sekundäre Viktimisierung bezeichnet, „bei der der Betroffene<br />

durch eine unangemessene Reaktion seitens seines sozialen Nahraums und<br />

1 Ausführlicher dargestellt ist diese Studie in Quent, Geschke und Peinelt (2014).<br />

W. Frindte et al. (Hrsg.), <strong>Rechtsextremismus</strong> und „Nationalsozialistischer Untergrund“, <strong>Edition</strong><br />

<strong>Rechtsextremismus</strong>, DOI 10.1007/978-3-658-09997-8_21, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2016

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