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Edition Rechtsextremismus

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„Lügenpresse“?<br />

325<br />

Im Januar 2008 berichten viele Zeitungen, allerdings knapp, wieder über den<br />

„Fall Mügeln“ und zwar, weil Zeuginnen, die einen weiteren Täter belasteten,<br />

erfolglos versuchten, ihre Aussagen wegen Erinnerungslücken zurückzunehmen.<br />

Dass die folgenden Urteile mild auselen oder nach späteren Revisionen zurückgenommen<br />

bzw. abgemildert wurden, dass die Neonazi-Gewalt in Mügeln explodierte<br />

und die NPD in den kommenden Stadtrat einzog, ging im medialen<br />

Alltag unter. Keine Nachricht auch, dass viele, die sich damals in Mügeln gegen<br />

Rassismus und Neonazismus engagierten, inzwischen fortgezogen sind, weil sie<br />

selbst zu Opfern der Neonazis wurden. Nur einzelne investigativ arbeitende Journalisten<br />

besuchten noch einmal ein Jahr nach dem Übergriff das Mügelner Altstadtfest<br />

2008: hier stellten Neonazis ihre Dominanz deutlich zur Schau. Meine<br />

Veröffentlichungen haben allerdings 2014 zum Wiederaufgreifen des Vorfalls in<br />

den Medien geführt. 20<br />

3 Medienberichterstattung<br />

(und bundesdeutsche Normen) in der Kritik<br />

Die Thematisierung von <strong>Rechtsextremismus</strong> und Rassismus/Fremdenfeindlichkeit<br />

durch die Medien hat deutliche Kritik bei denen, die den extrem rechten und<br />

rassistischen Hintergrund nicht akzeptieren wollten, ausgelöst. Sie unterstellen,<br />

dass „die Medien“ hysterisch auf das Thema „<strong>Rechtsextremismus</strong>“ oder „Fremdenfeindlichkeit<br />

(in Ostdeutschland)“ reagierten und aufgrund eigener Vorurteile<br />

oder aufgrund von Böswilligkeit Fehlinformationen verbreiteten.<br />

3.1 Die Radikale Rechte<br />

Am klarsten richtet sich die Radikale Rechte gegen die Medienberichterstattung:<br />

die extrem rechte NPD meint etwa, „die Medien“ (wie auch die Politik) sei an<br />

verbrecherischen Geschäften beteiligt, deren Ziel es sei, das deutsche Volk zu zerstören.<br />

Aber auch die populistische, neue Rechte, etwa die Junge Freiheit, glaubt,<br />

in der Medienberichterstattung zeige sich ein zielgerichtetes und planmäßiges<br />

Handeln gegen die Interessen „der Deutschen“. Die Thematisierung von „Rechts-<br />

20 U. a. in Spiegel, FAZ und Tagesspiegel. Vgl. Spiegel, 25/2014 „Rassistische Hegemonie“<br />

von Steffen Winter. FAZ vom 17.06.2014: „Die Idylle sollte keine Kratzer bekommen“<br />

von Stefan Locke; Tagesspiegel vom 21.06.2014: „Motiv Rassismus – erkannt<br />

und gleich verdrängt“ von Andrea Dernbach.

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