05.01.2016 Views

Edition Rechtsextremismus

75dwIuZct

75dwIuZct

SHOW MORE
SHOW LESS

Create successful ePaper yourself

Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.

Uwe Böhnhardt<br />

Rekonstruktion einer kriminellen Karriere<br />

Heike Würstl<br />

1 Einleitung<br />

Ziel der Abhandlung ist es, den Subjektwerdungsprozess von Uwe Böhnhardt,<br />

einem der Kernmitglieder des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU), näher<br />

zu beleuchten. Wie der Aufsatztitel erkennen lässt, sind seine rechtsextremistischen<br />

Gewalttaten in eine kriminelle Karriere eingebettet, die sich nicht ausschließlich<br />

auf den Phänomenbereich der politisch motivierten Straftaten beschränkt. Böhnhardt<br />

steigt mit Straftaten, die einen geringen Grad an Sittlichkeitsverletzung implizieren<br />

(Diebstähle, Einbrüche), in die Kriminalität ein. Der Schweregrad an<br />

sittlicher Verwer ichkeit steigert sich zunehmend und gipfelt schließlich in der<br />

Ermordung von mindestens zehn Menschen.<br />

Der Werdegang Böhnhardts fügt sich in die Ergebnisse lebenslauforientierter<br />

<strong>Rechtsextremismus</strong>forschung ein, die eine hohe Af nität zwischen den Lebensläufen<br />

von Rechtsextremisten und Kriminellen, die mit unpolitischen Straftaten<br />

auffallen, herausgefunden haben (vgl. z. B. Kraus & Mathes, 2010, S. 91) und die in<br />

den Daten bestätigt fanden, dass fremdenfeindliche Gewalt zuerst Gewalt und erst<br />

dann Fremdenfeindlichkeit ist (vgl. ebd., S. 92). Willems konstatiert beispielsweise<br />

für das Phänomen der Fremdenfeindlichkeit: „Die durchgehende öffentliche Thematisierung<br />

der fremdenfeindlichen Jugend-Gewalt als eine rechtsextremistische,<br />

neonazistische oder faschistische Gewalt wird (...) durch die empirischen Daten<br />

keineswegs gedeckt.“ (Willems, 1993, S. 99). Krüger kommt in ihrer biograschen<br />

Untersuchung zu dem Ergebnis, dass „vermeintlich rechte Gewalttaten entweder<br />

gar nicht oder nur teilweise durch rechte Einstellungen motiviert werden“ (Krüger,<br />

W. Frindte et al. (Hrsg.), <strong>Rechtsextremismus</strong> und „Nationalsozialistischer Untergrund“, <strong>Edition</strong><br />

<strong>Rechtsextremismus</strong>, DOI 10.1007/978-3-658-09997-8_7, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2016

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!