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Edition Rechtsextremismus

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482 Daniel Geschke und Matthias Quent<br />

der Instanzen sozialer Kontrolle verletzt wird“ (Kie & Lamnek, 1986, S. 239).<br />

Gerade behördenvermittelte Erfahrungen sekundärer Viktimisierung können bei<br />

den Opfern zu einem massiven Vertrauensverlust in die Institutionen des demokratischen<br />

Rechtsstaates führen. Die Beratungsstellen für Opfer rechter Gewalt<br />

wiesen in einer gemeinsamen Erklärung anlässlich des zweiten Jahrestages der<br />

Selbstenttarnung des NSU darauf hin, dass noch immer „viele Betroffene mit Polizeibeamten<br />

und Staatsanwaltschaften konfrontiert [sind], die rassistische Motive<br />

ignorieren oder verharmlosen oder den Betroffenen eine Mitverantwortung für<br />

die Angriffe zuschreiben“ (ezra, LOBBI e.V., Mobile Beratung für Opfer rechter<br />

Gewalt [Sachsen-Anhalt], ReachOut Berlin, Opferperspektive Brandenburg e.V. &<br />

Opferberatung für Betroffene rechter und rassistischer Gewalt der RAA Sachsen<br />

e.V., 2013). Von derartigen Schilderungen berichten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen<br />

der Opferberatungsprojekte in zahlreichen Fällen. Quantitative Untersuchungen<br />

und Statistiken darüber, welche Wahrnehmungen und Erfahrungen Opfer<br />

rechter Gewalt bei ihren Kontakten mit der Polizei machen, existieren bisher nicht.<br />

An diesem Dezit setzte die vorliegende Untersuchung 2 an, indem sie versuchte,<br />

die folgenden Forschungsfragen empirisch zu beantworten:<br />

1. Wie nehmen Betroffene das polizeiliche Handeln in der Tatsituation und im<br />

Zuge der Aufarbeitung des Vorfalles wahr?<br />

2. Erfahren Opfer rechter Gewalt die Polizei als hilfreich bei der Aufarbeitung<br />

ihrer Viktimisierung?<br />

3. Handelt es sich bei wahrgenommenem Fehlverhalten durch die Polizei um Einzelfälle<br />

oder systematische Effekte?<br />

Zunächst werden im Folgenden einige theoretische Überlegungen angestellt über<br />

die Folgen der Viktimisierung durch rechte Gewalt für die Betroffenen und ihre<br />

sozialen Kollektive sowie die Konsequenzen für eine offene Gesellschaft. Danach<br />

werden ausgewählte empirische Befunde einer Befragung von Opfern rechter Gewalt<br />

dargestellt.<br />

2 Die Studie wurde mit finanzieller Unterstützung durch das Thüringer Landesprogramm<br />

für Demokratie, Toleranz und Weltoffenheit realisiert.

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