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Edition Rechtsextremismus

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Der Verfassungsschutz und der NSU<br />

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Was nicht passierte – jedenfalls wurde dieser Vorgang bislang nicht offen gelegt:<br />

Niemand in der Abteilung Rechtsterrorismus des BfV überprüfte nun systematisch<br />

potenzielle rechtsextremistische Täter aus ganz Deutschland, die für den Anschlag<br />

besonders in Frage kommen würden. Die Drillinge wären – da sie auch in diversen<br />

Polizeidatenbanken als potenzielle Sprengstoffattentäter gespeichert waren – als<br />

mögliche Verdächtige sofort auf dem Radar des BfV erschienen.<br />

• In diesem Zusammenhang ist ebenfalls bemerkenswert, dass das BfV in eine<br />

Falle der Kriminalpolizei tappte. Die überwachte die eigene Homepage, um zu<br />

registrieren, wer besonders oft die Seite besucht, auf der die Videos der mutmaßlichen<br />

Attentäter aus der Keupstraße zu sehen waren. Die Seite wurde so<br />

häug von Computern des BfV angesteuert, dass die Polizei eine Abordnung<br />

dorthin schickte, um nachzufragen, was es mir der Obsession der BfV-Beamten<br />

auf sich hatte.<br />

Fest steht also: Es gab ein großes Interesse zentraler Personen innerhalb des BfV<br />

an dem Anschlag in der Keupstraße, darunter ein Akteur, der vor allem mit der<br />

V-Mann-Führung zu tun hatte. Man analysierte Aufnahmen von den Tätern, sogar<br />

exzessiv. Man zog im BfV die richtigen Schlüsse, verglich das Attentat mit den<br />

rassistischen Anschlägen in London. Aber abermals will man nicht auf Böhnhardt<br />

und Mundlos als mögliche Verdächtige gekommen sein. Man wäre damit wie ein<br />

Schlafwandler den Tätern dicht auf den Fersen gewesen – ohne es jedoch gemerkt<br />

zu haben.<br />

Auch dass auf den Tag genau ein Jahr nach dem Keupstraßenanschlag die Ceska-Mordserie<br />

in Nürnberg weiter ging und ein Mann in Nürnberg erschossen wurde,<br />

will man beim BfV nicht mitbekommen haben. Genauso wenig wie den Fakt,<br />

dass polizeiintern der Anschlag in Köln und die Mordserie aufgrund der Täterbeschreibung<br />

in Verbindung gebracht worden sind – eine spektakuläre Erkenntnis,<br />

denn so hatte man Videoaufnahmen von Verdächtigen, die auch hinter der Ceska-<br />

Serie zu stecken schienen.

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