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Edition Rechtsextremismus

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284 Franz Knoppe und Maria Gäde<br />

Wie können wir in Zukunft verhindern, dass solche Taten unter uns geplant werden?<br />

Wie gehen wir mit dem Geschehen um? Wie muss eine Gesellschaft aussehen,<br />

die solche Taten vermeiden kann?<br />

Wir wissen als Künstler: Was die Menschen von der Gesellschaft und ihrer<br />

Welt wissen, ist geprägt von den Massenmedien (Luhmann, 2004). Also mussten<br />

wir unsere Geschichte in die Medien tragen, denn sie sind in der Lage, durch ihre<br />

Annahmen neue Weltkonstruktionen zu ermöglichen und damit eine öffentliche<br />

Meinung als Resultat ihrer eigenen Wirksamkeit zu verändern (Luhmann, 2006,<br />

S. 498). Diese Vorannahmen beeinussten die Auswahl unserer Methoden, die wir<br />

zur Umsetzung der Ziele brauchten.<br />

5.2 Taktiken<br />

Den Begriff Taktik kennen wir vor allem aus dem Sport, Spiel oder Militär. Aber<br />

auch der Kunstaktivismus bedient sich verschiedener Taktiken, um zum Ziel zu<br />

gelangen. Taktiken sind bestimmte kreative Formen, die helfen das Ziel zu erreichen.<br />

Diese Taktiken reichen von Streiks über Besetzungen bis hin zu Flashmobs<br />

oder unsichtbaren Theatern. Einige dieser Taktiken haben sich im Laufe der Jahre<br />

bereits bewährt, andere Formen sind noch weniger bekannt. Nicht selten werden<br />

auch mehrere Taktiken miteinander kombiniert, abgewandelt oder es entstehen gar<br />

neue Formen innerhalb einer Künstlergruppe oder Aktion.<br />

Eine unser Herangehe nsweisen war die Taktik der prophetischen Intervention<br />

(Boyd, 2014, S. 52). Damit versuchen Kunstaktivisten, eine gegenwärtige politische<br />

Situation in etwas Vergangenes zu transferieren, in dem sie durch eine Vision<br />

oder Utopie etwas Neues entstehen lassen. Durch die gezielte und überspitzte Ästhetisierung<br />

von gegenwärtigen Prozessen und Systemen werden diese in die Vergangenheit<br />

projiziert und ihrer aktuellen Bedeutung beraubt (Groys, 2014). Doch<br />

was kommt dann?<br />

Uns ging es nie darum, Antworten auf gesellschaftliche Prozesse zu geben oder<br />

zu nden. Das überlassen wir der Gesellschaft vor Ort. Doch nachdem wir das<br />

Gras ausgegraben haben, trafen wir auf einen starken Widerstand von Seiten der<br />

Entscheidungsträger. Wir fühlten uns wie Nestbeschmutzer. Das wollten wir gar<br />

nicht sein, wir wollten nur Fragen stellen, aber selbst das erschien zu viel. Was also<br />

tun, dachten wir? Wir bastelten Miniguren. Bei unserer zweiten Aktion am zweiten<br />

Jahrestag (04.11.2013) der Aufdeckung des NSU bauten wir alles so klein, dass,<br />

wenn man es nicht wusste, die Figuren auch nicht auf elen. Das Konzept haben<br />

wir uns beim Künstler Slinkachu (2012) abgeschaut. Weniger als Fragen stellen<br />

konnten wir nicht. Diese zu wiederholen, hielten wir auch nicht für zielführend.

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