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Edition Rechtsextremismus

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Nicht vom Himmel gefallen<br />

Die Thüringer Neonaziszene und der NSU<br />

Stefan Heerdegen<br />

1 Einleitung<br />

Die Mobile Beratung in Thüringen (MOBIT) berät seit dem Jahr 2001 engagierte<br />

Einzelpersonen, Initiativen und Bündnisse, politische Mandatsträger, Vereine und<br />

Verbände, aber auch staatliche Institutionen im möglichst widerständigen Umgang<br />

mit extrem rechten Erscheinungsformen in Thüringen. Für die Beratungsnehmenden<br />

besteht der Mehrwert einer Beratung oft auch in der hohen Informiertheit der<br />

Berater/innen. In Anbetracht der Differenziertheit und Schnelllebigkeit der extrem<br />

rechten Szene hat Recherche für die Berater/innen einen hohen Stellenwert. Über<br />

die Jahre hat sich so eine Fachexpertise in der Bewertung der Thüringer extrem<br />

rechten bzw. neonazistischen Szene herausgebildet, die primär den Beratungsnehmenden<br />

zur Verfügung gestellt wird. Mit dem vorliegenden Beitrag soll deutlich<br />

werden, dass weder die Täter noch die Taten des sogenannten „Nationalsozialistischen<br />

Untergrunds“ (NSU), soweit diese bisher bekannt sind, eine „neue Qualität“<br />

darstellen. Sie sind zwar individuell eigen, jedoch auch typische, originäre<br />

Beispiele aus der Mitte der thüringischen extrem rechten Szene der 1990er Jahre.<br />

In den Tagen nach dem 04. November 2011 wurden sukzessive neun Morde<br />

an Migrant/innen, an einer Polizistin, Bombenanschläge und somit die Existenz<br />

einer über dreizehn Jahre unentdeckt agierenden Neonazigruppe, deren Eigenbezeichnung<br />

„Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) lautete, bekannt. Vielen<br />

Journalist/innen fehlte eine Idee eines adäquaten Umgangs; die Existenz neonazistischen<br />

Terrors war schlicht nicht vorstellbar. Manche fragten, ob es sich überhaupt<br />

um „Terror“ handelte, fehlten doch im Vergleich zu eingeübten Vorstellungen aus<br />

W. Frindte et al. (Hrsg.), <strong>Rechtsextremismus</strong> und „Nationalsozialistischer Untergrund“, <strong>Edition</strong><br />

<strong>Rechtsextremismus</strong>, DOI 10.1007/978-3-658-09997-8_6, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2016

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