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Edition Rechtsextremismus

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Lachen gegen den Ungeist?<br />

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man, eigentlich gar nicht unsympathisch, die sehen ein bisschen aus wie wir. [Pause]<br />

Das ist nicht schön, ich weiß das, aber, eh, Faschismus kommt immer aus der<br />

gesellschaftlichen Mitte. So ist das nun mal, sonst wäre er nicht tragfähig. [Pause]<br />

So what, [Pause] lassen wir das, nech, bei uns hat alles seinen Platz. [Spielt Akkordeon<br />

und singt] Akten, die mal geschreddert sind, Fakten, die dann verheddert sind.<br />

Wir sind perdü und nicht per du und Müllers Esel, was weiß ich, wer war in der<br />

NSU – die Meisten sagen, weiß ich nicht. Am Ende steht auf weiter Spur ein kleines<br />

Tischlein-deck-dich und wenn du fragst, wie geht es dir, dann sagt das Tischlein:<br />

„Leck mich!“. Das war ein Witz! Wo bleibt der Lacher? Bald kommt der K-Kabelbrand<br />

– im Herzschrittmacher. (Andreas Rebers, Satire Gipfel am 8.4.2013)<br />

Andreas Rebers’ Auseinandersetzung mit dem „NSU“ im Kabarett unterscheidet<br />

sich stilistisch von der Volker Pispers’, allerdings gibt es auch Gemeinsamkeiten.<br />

Volker Pispers erzählt anekdotisch, zum Teil vulgär, und bleibt in seinem argumentativen<br />

Kern implizit, die Kritik wird nur angedeutet. Andreas Rebers macht<br />

zu Beginn explizit, was er als kritikwürdig ansieht, nämlich die Art und Weise,<br />

wie der mediale Diskurs um den „NSU“ geführt wird: „Was mich ein bisschen irritiert<br />

und was mich ärgert, ist die Darstellung in der Öffentlichkeit, dieser Damen<br />

und Herren, dieser NSUler“, Rebers übt Diskurskritik als Zeitkritik. Rebers nutzt<br />

dafür die häug im öffentlichen Raum benutzten schwarz-weißen Bilder des Trios<br />

und setzt diesen ein Farbfoto beim Camping als Kontrast gegenüber.<br />

Rebers verweist in diesem Kontext explizit auf den „Mai ‘45“, Pispers war auch<br />

beim Verweis auf die NS-Vergangenheit Deutschlands und die sprachliche Vergangenheitsbewältigung<br />

ein wenig impliziter. Rebers unterstellt der öffentlichen<br />

Berichterstattung zugleich eine bestimmte Funktion, die erfüllt werden soll, indem<br />

genau diese Bilder benutzt werden: Die Öffentlichkeit soll sich nicht mit dem<br />

„NSU“ identi zieren können, soll ihr Credo der bunten Gesellschaft aufrechterhalten<br />

können. Rebers Urteil darüber ist klar: „Da kann sich jeder Tugendbold<br />

dran gesund stoßen.“ Mit der erwähnten gesellschaftlichen Mitte hat dieses auf<br />

den schwarz-weißen Bildern dargestellte Trio nichts zu tun. Mit dem Bildwechsel<br />

hin zum bunten Camping-Bild ändert sich auch die Wahrnehmung im Publikum,<br />

das Trio erscheint plötzlich als Teil der bürgerlichen Mitte, als Teil des Publikums:<br />

„Mensch, die sehen ja aus wie wir“. Rebers löst durch die Nutzung der weniger bekannten<br />

Darstellung des „NSU“ beim Campen eine Inkongruenz im idealistischen<br />

Gesellschaftsbild des Publikums aus. Diese Erkenntnis, dass das Trio als Teil der<br />

gesellschaftlichen Mitte offenbar wird, passt nicht zur ablehnenden Haltung und<br />

Darstellung in den öffentlichen Medien, bei medienwirksamen Kundgebungen<br />

oder Lichterketten. Dies alles ießt zusammen im zentralen Statement von Rebers:<br />

„Faschismus kommt immer aus der gesellschaftlichen Mitte. So ist das nun mal,<br />

sonst wäre er nicht tragfähig. [Pause] So what, [Pause] lassen wir das, nech, bei uns

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