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Edition Rechtsextremismus

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240 Dirk Laabs<br />

Einige der damaligen Ermittler widersprechen dieser Sichtweise vehement. Der<br />

Staatsanwalt hat zudem nicht einmal alle Beweismittel ausgewertet, als er das Verfahren<br />

gegen den THS einstellte.<br />

Derselbe Staatsanwalt war dagegen durchaus hartnäckig, als es um eines der<br />

wichtigsten Mitglieder der Kameradschaft Jena und des THS ging – Uwe Böhnhardt.<br />

Böhnhardt war seit seiner Jugend kriminell, er stahl Autos, lieferte sich dabei<br />

Verfolgungsjagden mit der Polizei, er erpresste andere Jugendliche, schlug sie<br />

zusammen (siehe auch Beitrag von Würstl in diesem Band). Böhnhardt verbrachte<br />

einige Monate im Gefängnis und sollte 1993, da ein Richter eine hohe kriminelle<br />

Energie bei ihm ausmachte, zu drei Jahren Haft verurteilt werden. Doch die Schöffen<br />

überstimmten ihn. Böhnhardt kam auf Bewährung frei – er hielt sich zurück,<br />

was seine kriminellen Aktivitäten anbelangte, el aber sofort als extremes Mitglied<br />

des „Heimatschutzes“ auf. Auch bei dem Überfall in Rudolstadt im September<br />

1995 wurde er erwischt und festgenommen. Sein Zimmer in der Wohnung seiner<br />

Eltern wurde durchsucht, es wurde eine Laser-Zielvorrichtung für eine Waffe<br />

gefunden. Das LKA übernahm die Ermittlungen. Schon im Frühjahr 1996 wurde<br />

Böhnhardt – nur auf Bewährung auf freiem Fuß – wegen dieses Fundes zu zwei<br />

Jahren und drei Monaten Gefängnis verurteilt. Waffenexperten des LKA und der<br />

ehemalige Leiter der Soko Rex hatten ihn schwer belastet, der Staatsanwalt, der<br />

auch gegen den THS ermitteln ließ, blieb an der Sache dran. Im Dezember 1996, in<br />

der zweiten Instanz, wurde dieses Urteil jedoch, ohne Nennung von Gründen, vom<br />

Landgericht in Gera aufgehoben. Ein ungewöhnlicher Vorgang. Die Hintergründe<br />

dieser Entscheidung sind bis heute nicht aufgeklärt, der verantwortliche Richter<br />

musste sich bislang nicht erklären.<br />

Das Thüringer LKA konnte in dieser entscheidenden Phase wiederholt genug<br />

Beweise gegen den THS oder einzelne Mitglieder sammeln – doch aus verschiedenen<br />

Gründen blieben konkrete Anklagen und Urteile aus. Auch aufgrund der<br />

Erfahrung des BKA mit dem BfV, die in dem geheimen Thesenpapier dargestellt<br />

wurden, besteht in Thüringen ebenfalls der Verdacht, dass gezielt Verfahren sabotiert<br />

wurden, um geheimdienstliche Quellen zu schützen. Auch um diesem Verdacht<br />

nachzugehen, wird vom Landtag Thüringen ein weiterer NSU-Ausschuss<br />

eingesetzt.<br />

Gesteuertes Abtauchen in den Untergrund?<br />

Verschiedene Problemfelder überschnitten sich 1997 – in der Hochphase des<br />

„Thüringer Heimatschutzes“ – in Thüringen. Mehrere Inlandsgeheimdienste konkurrierten<br />

um Informanten in der rechten Szene, die Polizeiermittlungen wurden

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