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Edition Rechtsextremismus

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306 Anetta Kahane<br />

u.v.m. ein. Er ist gut organisiert und technisch t. Das Internet ist sein Medium.<br />

Er ernährt sich vom Rassismus anderer abwertender Ideologien und bedient Populisten.<br />

Er hebt auf neue Themen ab wie Islamismus oder beschwört die jüdische<br />

Weltherrschaft. Er vernetzt sich international und globalisiert seine Begriffswelt.<br />

Er ist querfrontfähig geworden. Er besteht nicht mehr auf geschlossene Weltbilder,<br />

sondern kann sehr gut einzelne Facetten auffangen und nutzen. Er setzt innerhalb<br />

Europas auch auf die traditionelle nationalistisch-antisemitische Karte und pro -<br />

tiert dabei von einem Mangel an Aufarbeitung des Holocaust und der Kollaboration<br />

in den jeweiligen Ländern, nach dem Motto „Wir hätten gegen die Juden und<br />

ihr System zusammenhalten sollen“. Er ist anti-kapitalistisch.<br />

Der <strong>Rechtsextremismus</strong> in Deutschland ist zugleich militant und sozialrevolutionär<br />

(entsprechend seiner Genese im Osten) und elitär-bürgerlich, vulgärrassistisch<br />

oder esoterisch. Beides mischt sich zurzeit, nachdem es zunächst einen Ost-<br />

West-Unterschied gegeben hatte. Kameradschaften nach dem Modell „National<br />

Befreite Zonen“ organisieren sich jetzt auch im Westen, und rechte Siedler mit<br />

Ökohöfen gibt es auch im Osten.<br />

Im europäischen Kontext bildet Deutschland eine Schnittmenge zwischen beidem.<br />

Osteuropa ist nationalrevolutionär militant. Westeuropa hat populistische<br />

und rassistische Bewegungen. In Deutschland wird die Synthese probiert.<br />

Das kann sehr gefährlich werden. Deshalb ist die erste Praxis immer die des<br />

Schutzes von Minderheiten. Migranten und Betroffene rechter Gewalt sollten nicht<br />

weiter isoliert bleiben. Der Migrationsbereich, die Integrationsbeauftragten, das<br />

hat der NSU gezeigt, müssen mit denen zusammenarbeiten, die sich mit <strong>Rechtsextremismus</strong><br />

beschäftigen. Wir müssen zusammen denken und zusammenarbeiten.<br />

Eine ganz neue Praxis muss daraus werden und ein neues Selbstverständnis. Und<br />

natürlich Druck auf die Politik, über deren Rolle an anderer Stelle gesprochen<br />

werden wird.<br />

Anders geht es nicht.

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