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Edition Rechtsextremismus

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Ein systematisierender Überblick über Entwicklungslinien …<br />

29<br />

lingen. Die in der o. g. Abbildung 1 erkennbaren Publikationsspitzen in den Jahren<br />

1993 und 1994 könnten somit u. U. eine wissenschaftliche Reaktion auf die 1992<br />

und 1993 erfolgte Eskalation des gewalttätigen <strong>Rechtsextremismus</strong> sein.<br />

In der zweiten Hälfte der 1990er Jahre öffnete sich die NPD für Angehörige<br />

der verbotenen Neonazi-Organisationen und für Anhänger rechtsextremer Skinheadgruppen.<br />

Auch Anhänger der Neuen Rechten propagierten in dieser Zeit<br />

rechtspopulistische Losungen. Insgesamt – so Klärner (2008, S. 29) – gewann der<br />

<strong>Rechtsextremismus</strong> in den 1990er Jahren an Breite und Vielfalt. Nicht nur die<br />

demokratische Öffentlichkeit reagierte auf diese Entwicklungen (z. B. durch Massendemonstrationen<br />

und „Lichterketten“ im Übergang von 1992 zu 1993, vgl. auch<br />

Kleger, 1996). Auch für die Sozialwissenschaften und die Psychologie wurde der<br />

<strong>Rechtsextremismus</strong> zunehmend zum Gegenstand wissenschaftlicher Analysen.<br />

Auch wenn ein Vergleich zwischen den Zeiträumen 1990 bis 2000 und 2001 bis<br />

2012 nur bedingt möglich ist, da der Verfassungsschutz im Jahre 2001 ein neues<br />

Verfahren zur Zählung entsprechender Straftaten einführte 3 , lassen sich die in der<br />

Abbildung 2 erkennbaren Schwankungen nach 2000 relativ gut erklären: Nachdem<br />

es im Jahre 2000 zu einer Folge aufsehenerregender Gewalttaten gekommen war<br />

(Ermordung von Alberto Adriano im Juni 2000, Handgranatenattentat in Düsseldorf<br />

im Juli 2000, Brandanschlag auf die Düsseldorfer Synagoge im Oktober<br />

2000), die deutsche Zivilgesellschaft sich gegen den <strong>Rechtsextremismus</strong> zur Wehr<br />

zu setzen versuchte und Bundestag, Bundesrat und Bundesregierung einen Antrag<br />

zum Verbot der NPD beim Bundesverfassungsgericht eingereicht hatten, verringerte<br />

sich in den Jahren 2001 bis 2003 die Anzahl der registrierten rechtsextremen<br />

Straf- und Gewalttaten. Im März 2003 scheiterte das NPD-Verbotsverfahren; 2004<br />

gelang der NPD der Einzug in den sächsischen Landtag. Und seit 2004 registriert<br />

der Verfassungsschutz wieder ein rasantes Ansteigen rechtsextremistischer Strafund<br />

Gewalttaten.<br />

3 „Die Ständige Konferenz der Innenminister und -senatoren des Bundes und der Länder<br />

(IMK) hat am 10. Mai 2001 die Einführung des neuen Definitionssystems „Politisch<br />

motivierte Kriminalität“ rückwirkend zum 1. Januar 2001 beschlossen (vgl. auch<br />

den Beitrag von Feldmann, Kopke und Schultz in diesem Band). Zentrales Erfassungskriterium<br />

des neuen Meldesystems ist die politisch motivierte Tat. Als politisch motiviert<br />

gilt eine Tat insbesondere dann, wenn die Umstände der Tat oder die Einstellung<br />

des Täters darauf schließen lassen, dass sie sich gegen eine Person aufgrund ihrer<br />

politischen Einstellung, Nationalität, Volkszugehörigkeit, Rasse, Hautfarbe, Religion,<br />

Weltanschauung, Herkunft, sexuellen Orientierung, Behinderung oder ihres äußeren<br />

Erscheinungsbildes bzw. ihres gesellschaftlichen Status richtet“ (Verfassungsschutzbericht,<br />

2001, S. 35).

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