05.01.2016 Views

Edition Rechtsextremismus

75dwIuZct

75dwIuZct

SHOW MORE
SHOW LESS

You also want an ePaper? Increase the reach of your titles

YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.

Fallbeispiel Grass Lifter<br />

293<br />

und Entscheidung dem ethischen Imperativ folgen sollte: „Handle stets so, dass<br />

die Anzahl der Möglichkeiten wächst.“ (Foerster & Pörksen, 2008, S. 36). Denn da<br />

jede Entscheidung ein „Massenmord an Möglichkeiten“ ist (Grebe, 2011), so muss<br />

die getroffene Entscheidung danach mehr Möglichkeiten zulassen als davor. Das<br />

Gras, das über eine Sache gesät wird, folgt dem nicht, es schließt Entscheidungsräume.<br />

Die Entscheidung, sich aktiv mit dem NSU in Sachsen auseinanderzusetzen,<br />

folgt dagegen dem ethischen Imperativ.<br />

6 Wirkungen<br />

Unsere Aktionen funktionieren vor allem über die Medien. Das heißt, wir bringen<br />

ein Thema, in unserem Fall die Aufklärung über den NSU in Sachsen, wieder auf<br />

die tagespolitische Agenda. Wenn wir nach den Wirkungen fragen, unterscheiden<br />

wir zwischen unmittelbaren (direkten) und mittelbaren (langfristigen) Wirkungen.<br />

Unmittelbare Wirkungen konnten wir vor allem anhand von Medienartikeln<br />

messen. So erreichten wir mit jeder Aktion durchschnittlich mehrere hunderttausend<br />

Menschen, allein über die klassischen Medien. Eine besondere Rolle<br />

spielen sogenannte Anzeigenblätter bzw. Wochenblätter. Diese erreichen fast alle<br />

Haushalte in der Zielregion. Unsere Story erschien mit Foto direkt auf der Titelseite<br />

der Wochenblätter und landete damit in fast jedem Haushalt der Region<br />

Zwickau. Im Durchschnitt gab es mehr als 9 Medienberichte pro Aktion. Dabei<br />

sind Mehrfacherwähnungen (z. B. im Radio oder der lokalen Printpresse) nicht<br />

berücksichtigt. Soziale Medien spielten lokal eine untergeordnete Rolle, erreichten<br />

aber vor allem nationale und internationale Aufmerksamkeit. Weitere direkte<br />

Rückmeldungen sind Leserbriefe, Mails oder Anrufe. Hier gab es eher wenige<br />

Rückmeldungen, meist im einstelligen Bereich pro Aktion. Eher waren dann persönliche<br />

Erwähnungen erlebbar, wie z. B. an der Supermarktkasse: „Sie sind doch<br />

der Mann aus dem Fernsehen, na viel Spaß beim Ausgraben.” Direkte politische<br />

Wirkungen haben wir in Chemnitz nach der vierten Aktion erreicht. Dort heißt<br />

es in der Antwortmail der Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig (SPD) auf unseren<br />

„offenen Brief“: „Die von Ihnen angesprochenen Themen werden außerdem<br />

von einer Arbeitsgruppe bearbeitet, die sich in Chemnitz mit <strong>Rechtsextremismus</strong><br />

beschäftigt. Für das Jahr 2015 hat sich die Arbeitsgruppe vorgenommen, einen<br />

Vorschlag zu erarbeiten, wie mit der Aufarbeitung der Verbrechen des NSU in<br />

Chemnitz umgegangen werden kann. Im Fokus steht auch, wie Re exionsprozesse<br />

gestaltet werden können“ (Ludwig, per E-Mail an Franz Knoppe, 2014). In Zwickau<br />

haben wir eine direkte Wirkung durch die Gründung einer Arbeitsgruppe<br />

erreicht. Die Teilnehmer sind Multiplikatoren aus der Zivilgesellschaft, die sich

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!