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Edition Rechtsextremismus

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278 Franz Knoppe und Maria Gäde<br />

diesem Grund wollten und wollen wir, die Grass Lifter, mittels der Kunst das Besondere<br />

an diesem Ort zeigen. Die Grass Lifter, das sind junge Erwachsene aus<br />

Zwickau, Plauen, Berlin, der Schweiz und Österreich und wir arbeiten international<br />

von Nairobi über Stendal, Berlin bis Chemnitz. Die Künstlergruppe ndet sich<br />

projektbezogen zusammen, um mit künstlerischen Mitteln das politische Thema<br />

NSU und <strong>Rechtsextremismus</strong> zu bearbeiten.<br />

Dieser Beitrag entstand im Zusammenhang mit der T eilnahme an der 27. Jahrestagung<br />

des Forums Friedenspsychologie. Wir möchten a m Beispiel der Grass<br />

Lifter untersuchen, wie künstlerische Interventionen im öffentlichen Raum und<br />

bezogen auf politische Prozesse funktionieren können. Wir re ektieren unsere<br />

eigenen Aktionen und öffnen die „Black Box“ einer Künstlergruppe. Wir beschreiben<br />

unseren Ansatz, unsere Taktiken, Prinzipien, Theorien und gruppendynamische<br />

Prozesse, um Funktionen offenzulegen, die für uns notwendig erscheinen, um<br />

erfolgreich Aktionen durchzuführen. Mit diesem Beitrag wollen wir zeigen, wie<br />

die noch relativ junge Form des Kunstaktivismus in lokalen und kommunalen Politikprozessen<br />

funktioniert und arbeiten kann. Unsere Herangehensweise ist konstruktivistisch<br />

und zum Teil aus einer systemtheoretischen Perspektive geschrieben.<br />

In der Rolle als Aktionskünstler fühlen wir uns der wissenschaftlichen Genauigkeit<br />

verpichtet, ohne fachspezische Ansprüche zu erheben.<br />

Wir wollen im ersten Schritt die Motivation und das von uns wahrgenommene<br />

Problem als Ausgangspunkt für unsere Aktivitäten darlegen. Im zweiten Schritt<br />

werden die Zielgruppe, Taktiken, Prinzipien und Theorien vorgestellt, die für uns<br />

entscheidend bei der Umsetzung der verschiedenen Aktionen waren. Abschließend<br />

werden wir die Wirkungen unserer künstlerischen Arbeit beschreiben und<br />

die Ergebnisse zur Diskussion stellen.<br />

2 Kunstaktivismus als friedenspsychologischer Beitrag<br />

Wir b etrachten psychologische Systeme als von der Gesellschaft externe Systeme,<br />

die also Umwelt der Gesellschaft sind. Gesellschaft besteht aus Kommunikation<br />

(Luhmann, 2006, S. 35). Als Künstlergruppe versuchen wir mit Artefakten (z. B.<br />

Miniguren oder Auszeichnungen), Bildern und Storys kommunikative Prozesse<br />

und Irritationen auszulösen, um langfristig psychologische Veränderungen zu erreichen.<br />

Ziel dieser Prozesse ist es nicht, wie beim Design die Dinge zu verbessern,<br />

oder attraktiver zu machen, sondern das Gegenteil ist der Fall. Kunst ästhetisiert<br />

die Dinge der Gegenwart, um das Dysfunktionale, Absurde, Unnütze an ihnen zu<br />

enthüllen. „Die Gegenwart zu ästhetisieren [mit den Mitteln der Kunst] bedeutet<br />

sie zu toter Vergangenheit zu machen“ (Groys, 2014, S. 90).

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