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Edition Rechtsextremismus

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Ein systematisierender Überblick über Entwicklungslinien …<br />

61<br />

Zwar dürfte die Einschätzung von Bornewasser (1994), dass der „Fremde“ kein<br />

Forschungsthema in der Psychologie sei, kaum noch auf den gegenwärtigen Forschungsstand<br />

der Sozialpsychologie zutreffen, betrachtet man nur allein die expansive<br />

Entwicklung der Vorurteilsforschung. Eine genuin psychologische <strong>Rechtsextremismus</strong>forschung<br />

gibt es im deutschsprachigen Raum allerdings bisher nicht.<br />

Überdies: Während autoritäre Überzeugungen in diesem Kontext bereits sehr gut<br />

untersucht und in ihrem Ein uss auf rechtsextreme Tendenzen weitgehend bestätigt<br />

sind (siehe z. B. Best & Salheiser, 2012), nden sich im deutschsprachigen<br />

Raum, außer der o. g. von Küpper und Zick (2008), kaum einussreiche Studien, in<br />

denen die Variable Soziale Dominanzorientierung als Erklärung für rechtsextreme<br />

Tendenzen (im Sinne der ursprünglichen Denition von Heitmeyer und Kollegen;<br />

also als Kopplung von Ideologien der Ungleichwertigkeit und Gewaltafnität)<br />

geprüft und bestätigt wurde.<br />

Zu den wenigen sozialpsychologischen <strong>Rechtsextremismus</strong>-Studien gehören<br />

u. a. die Arbeiten von Klein und Simon (2006), Neumann (2001), Frindte und Neumann<br />

(2002), Menschik-Bendele und Ottomeyer (1998) und Neumann und Frindte<br />

(2002). Während sich die Studie von Klein und Simon (2006) zur Funktion der<br />

sozialen Identität in die neueren Ansätze der Bewegungsforschung (siehe unten)<br />

einordnet, versucht Neumann (2001) die von Heitmeyer und Mitarbeitern vorgelegte<br />

<strong>Rechtsextremismus</strong>-Denition sozialpsychologisch zu spezi zieren, indem<br />

er zwei international renommierte Theorieansätze (die Einstellungs-Verhaltens-<br />

Modelle von Ajzen und Fishbein (1980) und die Theory of coercive actions von<br />

Tedeschi und Felson (1995)) miteinander verknüpft.<br />

Auch Frindte und Neumann (2002) greifen auf die <strong>Rechtsextremismus</strong>-Denition<br />

von Heitmeyer zurück, spezizieren diese Denition auf der Basis eigener, vorausgehender<br />

Befunde (Frindte, 1999) und verknüpfen diese Spezikation mit dem<br />

General Affective Agression Model von Anderson, Deuser und DeNeve (1995).<br />

Trotz dieser vereinzelten Studien kann man sich nicht des Eindrucks erwehren,<br />

dass die in der <strong>Rechtsextremismus</strong>-De nition von Heitmeyer hervorgehobenen<br />

zwei Dimensionen in der Psychologie (vor allem in der Sozialpsychologie)<br />

zwei unterschiedliche Forschungsfelder und –traditionen markieren; zum einen<br />

das Feld der Vorurteilsforschung und zum anderen das Feld der Aggressions- und<br />

Gewaltforschung.<br />

Täteranalysen: Frindte und Neumann (2002) haben in einem interdisziplinären<br />

Projekt und in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Jugendinstitut München (vgl.<br />

Wahl, 2002) fremdenfeindliche Gewalttäter (durchgehend männlich und zwischen<br />

1970 und 1983 geboren) in 21 bundesdeutschen Haftanstalten interviewt. In dem<br />

Projekt sollten die situativen und biogra schen Bedingungen für fremdenfeindliches<br />

Gewalthandeln junger Menschen untersucht werden, um Vorschläge für

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