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Edition Rechtsextremismus

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Deradikalisierung als Methode<br />

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in ihr vertreten sind, ist dieser Schritt im zivilgesellschaftlichen Bereich – welcher<br />

lange von Rivalitäten und Dominanzansprüchen einzelner Programme gekennzeichnet<br />

war – doch längst überfällig. Zumindest im Bereich der Familienberatung<br />

gibt es bereits einige ausführlichere Ansätze (z. B.: Koehler, 2013a, 2014b).<br />

6 Kritik und interne Differenzen<br />

Wie bereits mehrfach angedeutet, sind sowohl Theorie als auch Praxis der Deradikalisierung<br />

vielfacher Kritik ausgesetzt gewesen. Einige noch immer gültige<br />

Kritikpunkte seien hier kurz genannt: Intransparenz in Bezug auf Arbeitsweisen,<br />

strukturelle Organisation und (Miss-)erfolge in der Arbeit wurden sehr häug gegen<br />

staatliche und nicht-staatliche Programme vorgebracht. Der oftmals nur partielle<br />

Einblick in die Arbeitsweisen und internen Richtlinien von Deradikalisierungsprogrammen<br />

hat auch deren Evaluation erheblich erschwert. Einzelne Programme, die<br />

auf eine Medienwirkung Ausgestiegener setzen, können diese methodischen Zweifel<br />

ebenfalls nicht zerstreuen. Da Transparenz (über Methoden, Finanzierungsquellen,<br />

Organisation usw.) ein grundlegender Qualitätsstandard ist, muss darauf<br />

hingewiesen werden, dass aktuell kein deutsches Programm dieser Anforderung<br />

ausreichend genügt. Meilensteine in der Herstellung von Transparenz in Bezug<br />

auf die eigenen Arbeitsweisen wurden allerdings von einem staatlichen (Buchheit,<br />

2014) und einem nicht-staatlichen Programm (Jende, 2014) gesetzt, hinter welchen<br />

insbesondere die drei großen bundesweiten Programme weit zurückliegen.<br />

Die fehlende Zusammenarbeit von staatlichen und nicht-staatlichen Programmen<br />

ist immer wieder zu recht bemängelt worden (z. B.: Glaser, et al., 2014, S. 52)<br />

und bedeutet für beide Seiten zwangsläu g erhebliche qualitative Einschnitte in<br />

der Betreuung, da vergleichende Forschung deutlich Stärken und Schwächen staatlicher<br />

und nicht-staatliche Träger bei einzelnen Aspekten der Deradikalisierungsarbeit<br />

gezeigt hat und eine arbeitsteilige Herangehensweise sinnvoll ist.<br />

Auch die Frage der Finanzierung nicht-staatlicher Programme wurde von diesen<br />

immer wieder hervorgehoben. Auf der einen Seite ist eine stabile Finanzierung<br />

nicht-staatlicher Träger eine wichtige Aufgabe verschiedener Ebenen (Bund<br />

und Länder), aber dennoch sollte nicht verkannt werden, dass nicht-staatliche Programme,<br />

welche mit ihrer Unabhängigkeit vom Staat für sich werben, sich durchaus<br />

konterkarieren, wenn sie von staatlicher Finanzierung insofern abhängig sind,<br />

dass bei Ausbleiben jener Förderung (und dies in regelmäßigen Abständen) medienwirksam<br />

mit dem Bankrott gedroht wird.<br />

Die wettbewerbsartige Situation zwischen zivilgesellschaftlichen Initiativen<br />

hat dabei zusätzlich zu dem Eindruck geführt, dass einzelne Projekte in medien-

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