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Edition Rechtsextremismus

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„Lügenpresse“?<br />

313<br />

„Ausländerfeindlichkeit“. In einigen Berichten wird von Neonazis als mutmaßliche<br />

Täter berichtet (vgl. Schellenberg, 2014a, S. 232ff.).<br />

Die Zeitungen bringen in den folgenden Tagen den Vorfall als „Thema des Tages“<br />

oder „Brennpunkt“ auf der Titelseite ihrer Printausgaben. Neben schlich-<br />

8<br />

ten Meldungen werden ausführliche Berichte gedruckt. Dabei wird die lebhafte<br />

regionale rechtsextreme Szene beschrieben, ebenso das Ausmaß rechtsextremer<br />

Gewalt in Deutschland. Zudem erscheinen Informationskästen zu Begriffen wie<br />

„No-go-Area“ und Interviews mit Vertreterinnen von Beratungsstellen zu rassistischer<br />

Gewalt oder der Jüdischen Gemeinde. Die Einschätzung „rechtsextrem“<br />

wird von den Print-Zeitungen geteilt, unabhängig davon, ob es sich um regionale<br />

oder überregionale Medien handelt, um Publikationen aus den neuen oder alten<br />

Bundesländern und auch weitgehend unabhängig von der politischen Ausrichtung<br />

des Mediums. Allerdings gab es in den ersten Tagen vereinzelt zurückhaltende<br />

Stimmen in der Presse. So betont die Rheinische Post, man solle erst einmal die<br />

9<br />

Ermittlungen abwarten, bevor man „Neonazi-Überfall“ rufe. Auch die konservativen<br />

Blätter FAZ und Die Welt drucken anfangs jeweils (nur) einen Artikel, in<br />

dem auch gefragt wird, ob es sich – wie mutmaßlich im „Fall Sebnitz“ 10 – um eine<br />

falsche <strong>Rechtsextremismus</strong>-Zuschreibung handeln könnte. 11<br />

Dramatisierung, Dämonisierung und Entmenschlichung: Während das Geschehen<br />

als „rechtsextrem“ eingeordnet wird, wird die Täter-Gruppe in den Berichten<br />

häu g als „Meute“ oder „Horde“ bezeichnet. Beispiele sind: Ausländer<br />

8 Beispielsweise ist Mügeln das Tagesthema in der Berliner Zeitung vom 21.08.2007, in<br />

der TAZ am 22.08.2007 und in der FR sowohl am 21.08. als auch am 23.08.2007, in<br />

der MZ am 22.08.2007 in der SZ am 23.08.2007; SäZ vom 25./26.08.2007; MZ vom<br />

22.08.2007, S. 4; Die Welt am Sonntag vom 26.08.2007: „Rechte Gewalt in Deutschland.“<br />

Von Freia Peters. Zudem stellt die MZ ein Brennpunkt zu Mügeln ins Netz.<br />

Ebenfalls werden Fernsehbeiträge gesandt, z. B. ein Kontraste-Beitrag, ARD vom<br />

20.09.2007: „Mügeln – eine Stadt wäscht sich rein.“ Von Caroline Walter und Alexander<br />

Kobylinski (Zeit: 7:42 min). http://www.rbb-online.de/kontraste/ueber_den_tag_<br />

hinaus/extremisten/muegeln_eine_stadt.html (10.01.2015).<br />

9 Rheinische Post: „Der Mob und das Dorf Mügeln.“ Vom 20.08.2007. Von Reinhold<br />

Michels. http://www.presseportal.de/pm/30621/1035325/rheinische_post (10.01.2015).<br />

10 Der Tod eines Jungen in Sebnitz wurde zunächst als rechtsextrem motiviert eingestuft,<br />

was zu einer großen öffentlichen Debatte führte. Die Gerichte stellten später keinen<br />

rechtsextremen Tathintergrund fest. Seither wird bei entsprechenden Vorfällen immer<br />

wieder spekuliert, es gebe falsche oder auch böswillige <strong>Rechtsextremismus</strong>-Verdachtsfälle.<br />

11 FAZ vom 21.08.2007: „Gruß aus Sebnitz“, S. 10; ähnlich Welt: Die Welt vom<br />

22.08.2007: „Was geschah im sächsischen Mügeln? Voreilige Empörungsgemeinschaft.“<br />

Von Thomas Schmid.

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