05.01.2016 Views

Edition Rechtsextremismus

75dwIuZct

75dwIuZct

SHOW MORE
SHOW LESS

You also want an ePaper? Increase the reach of your titles

YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.

156 Wolfgang Frindte und Daniel Geschke<br />

„Die Hauptursachen von Vorurteilen und Diskriminierung gegenüber Zuwanderern<br />

scheinen wirtschaftliche Probleme bei einem gleichzeitigen Anstieg der Zuwandererzahlen<br />

sowie Verhaltensweisen von Angehörigen politischer Eliten, die Minderheiten<br />

zu Sündenböcken machen, zu sein. Um diesen Zusammenhang noch näher zu<br />

erforschen, bedarf es einer Analyse, in die Erkenntnisse aus den Wirtschafts- und<br />

Politikwissenschaften, der Soziologie und der Sozialpsychologie einießen müssen“<br />

(Hewstone, 2004, S. 8).<br />

Eine solch interdisziplinäre Analyse, wie sie von Hewstone gefordert wird, kann<br />

und soll an dieser Stelle nicht geleistet werden. Die sozialpsychologische Perspektive,<br />

die mit der angestrebten Theorie eines identitätsstiftenden politischen bzw.<br />

religiösen Fundamentalismus (TIF) eingenommen wird, schließt den Ein uss<br />

wirtschaftlicher, politischer und allgemeiner Faktoren auf rechtsextreme Tendenzen<br />

zwar nicht aus, betrachtet deren Wirkung aber (entsprechend dem methodologischen<br />

Individualismus der Sozialpsychologie) als Folge individueller und/oder<br />

gruppenspezischer Wahrnehmungen, Bewertungen und Attributionen.<br />

Für die Analyse dieser Prädiktoren wurde das an Pettigrews (1996) angelehnte<br />

Mehrebenen-Konzept bereits eingeführt (siehe den Beitrag von Frindte et al. in<br />

diesem Band), welches wir nun beispielhaft – und ohne Anspruch auf Vollständigkeit<br />

– mit theoretischen Konzepten und empirischen Befunden unterlegen:<br />

Ad 1. Auf Prädiktoren, die auf einer Makroebene angesiedelt sind, verweisen<br />

die Befunde, in denen ökonomische und politische Kontextbedingungen als relevante<br />

Einussfaktoren identiziert wurden (z. B. Vereinzelungs-, Ohnmachts- und<br />

Handlungsunsicherheitserfahrungen in Folge individueller bzw. gruppenspezi -<br />

scher Desintegrationserscheinungen, z. B. Heitmeyer et al., 1992; Decker et al.,<br />

2012) oder „Medien“ in ihrer Funktion als „Interpretationsrahmen“ oder „diskursive<br />

Gelegenheitsstrukturen“ eine gewichtige Rolle spielen (z. B. Klärner, 2008;<br />

Frindte & Haußecker, 2010).<br />

Ad 2. Auf einer Mesoebene lassen sich jene sozialpsychologischen und soziologischen<br />

Prädiktoren verorten, die sich auf diverse Sozialisationseinüsse beziehen<br />

(z. B. Heer, Boehnke & Butz, 1999), das Agieren rechtsextremer Gruppierungen,<br />

Milieus, Organisationen und Bewegungen und deren Konikte mit „gegnerischen“<br />

Milieus etc. beschreiben (z. B. Möller & Schuhmacher, 2007), sich im Rahmen der<br />

Bewegungsforschung als relevant zeigen (vgl. Grumke, 2013), bzw. im Allgemeinen<br />

auch als Bedingungen für Intergruppen-Kon ikte identiziert wurden (u. a.<br />

die Integrated Threat Theory, Stephan & Stephan, 2000).<br />

Ad 3. Auf der Mikroebene nden sich u. a. die psychologischen Prädiktoren,<br />

die auf den Einuss von Selbstkonzept-Variablen (z. B. He er & Boehnke, 1995),<br />

auf die Rolle zentraler Wertorientierungen (z. B. Götz, 1997), auf „generalisierte

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!