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Edition Rechtsextremismus

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Der Verfassungsschutz und der NSU<br />

243<br />

„Wir wissen, und es ist wissenschaftlich erwiesen, daß die Flut farbiger Einwanderer<br />

– nicht jetzt, nicht morgen, aber sehr, sehr bald – die weißen Europäer zu<br />

einer Minderheit werden lassen. Mit anderen Worten, wir werden das letzte bisschen<br />

Kontrolle, das wird noch über unsere eigenen Länder haben, verlieren. ... Falls es<br />

nicht bald einen radikalen weißen Gegenschlag in Form einer Endlösung gibt, um<br />

dieses Problem zu bewältigen, wird die oben beschriebene dunkle Zukunft unser<br />

Ende sein.…<br />

Glauben wir wirklich an die grenzenlose Boshaftigkeit von ZOG [Zionist Occupied<br />

Government] und das Entstehen eines Rassenkrieges? Stehen wir hinter dem Slogan<br />

›Sieg oder Tod‹? Oder sind das bloß bedeutungslose Texte einer White Power-Rock<br />

CD, die auf voller Lautstärke im Beisein einiger betrunkener Freunde gespielt wird<br />

bei ein paar Flaschen Bier ... Unsere Slogans ... sind ernst gemeinte Worte und Aufrufe,<br />

zu den Waffen zu greifen. Dies ist ES, und diejenigen, die nicht bereit sind,<br />

das ultimative Opfer zu erbringen, um die Zukunft unseres arischen Ursprungs zu<br />

sichern, sollen jetzt aufhören zu lesen!“ 7<br />

Angeblich, so ein Zeuge vor dem NSU-Ausschuss in Berlin, habe man diese Diskussionen<br />

innerhalb des BfV nicht ernst genommen, weil man den Zielpersonen<br />

in Chemnitz – etwa Jan Werner – Gewalt nicht zugetraut habe. Das erklärt jedoch<br />

nicht, warum das BfV dennoch diesen großen Aufwand betrieb, um die Gruppe<br />

„Blood and Honour“ aufzuklären und im Griff zu behalten. Vor allem Jan Werner<br />

wurde über Jahre fast lückenlos abgehört, verschiedene Dienste konnten mithören<br />

und in seinen vielen SMSen mitlesen, wie er Konzerte von „Blood and Honour“-<br />

Bands organisierte und dabei Kontakte in ganz Europa knüpfte.<br />

Auch Thomas Starke wurde abgehört, in seinem Fall vom LKA Thüringen, das<br />

tatsächlich auf der Suche nach den Drillingen war. Bei Starke hätten die Ermittler<br />

Anfang 1998 allein anhand von Telefonaten und Kurznachrichten mitverfolgen<br />

können, dass er gerade drei „Kameraden“ in Chemnitz unterbrachte und dafür<br />

diverse andere „Kameraden“ um Hilfe bat. Trotzdem geschah nichts.<br />

Im Fall von Jan Werner fehlen allerdings zentrale Dokumente in den Akten.<br />

So hatten die Verfassungsschutzbehörden durch V-Mann-Meldungen und Abhörmaßnahmen<br />

mitbekommen, dass Werner auf der Suche nach Waffen war – für die<br />

Drillinge, die „weitere Überfälle“ planen würden. Berichtet hat das ein V-Mann<br />

des LfV Brandenburg – der Berliner Carsten Szczepanski alias Piatto. Szczepanski<br />

durfte mit einer Sondergenehmigung das Gefängnis verlassen, um direkt in<br />

Chemnitz, nahe an Jan Werner und den anderen Unterstützern des NSU, zu operieren.<br />

Piatto konnte so präzise über die damaligen Pläne des Trios berichten – man<br />

brauche Waffen, plane Überfälle. An seinem Fall werden nun abermals die strate-<br />

7 Max Hammer: „The Way Forward“, aus dem Jahr 1997.

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