05.01.2016 Views

Edition Rechtsextremismus

75dwIuZct

75dwIuZct

SHOW MORE
SHOW LESS

You also want an ePaper? Increase the reach of your titles

YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.

256 Dirk Laabs<br />

Akten in welchem Umfang vernichtet worden sind, auch hier hält das Bundesamt<br />

Informationen zurück.<br />

Zudem sollte offenbar verschleiert werden, wie viele Informanten Lingens Abteilung<br />

in den 1990er Jahren wirklich geworben hatte, denn es wurden ebenfalls<br />

Akten aus den frühen Jahren der Abteilung geschreddert. So heißt es im Bericht<br />

des NSU-Ausschusses des Bundestages:<br />

„Ab dem 29. Dezember 2011 seien insgesamt 137 Akten aus dem Forschungs- und<br />

Werbungsbereich vernichtet worden: Dabei habe es sich im Einzelnen gehandelt<br />

um… Forschungs- und Werbungs-Vorgänge aus 1993-1994. Diese Forschungs- und<br />

Werbungsvorgänge aus 1993-1994 seien nicht rekonstruierbar.“<br />

Mit der Vernichtung der Akten war nicht ausschließlich Lothar Lingen betraut,<br />

auch andere Akteure des BfV haben das Schreddern der Dokumente zu verantworten.<br />

Aber es war Lingens Abteilung, die diese Akten in den frühen 1990ern<br />

angelegt hatte, gerade als das BfV sich immer intensiver mit gewaltbereiten Neonazis<br />

auseinandersetzte.<br />

Der Umstand, dass Lothar Lingen auch 2011 noch – fast zwanzig Jahre nachdem<br />

er begann, den <strong>Rechtsextremismus</strong> zu bekämpfen –, für militante Nazis zuständig<br />

war, zeigt, dass es eine große personelle Kontinuität innerhalb des BfV<br />

gibt, die es noch unglaubwürdiger macht, dass die Drillinge aus Jena einfach in<br />

Vergessenheit geraten sein sollen und als Gefahr nicht mehr interessiert haben.<br />

Warum kooperiert das BfV nicht rückhaltlos mit den Aufklärern?<br />

Einer der Hauptverantwortlichen für den Kampf gegen den deutschen Terror,<br />

der Ex-Vizepräsident des BfV, Klaus-Dieter Fritsche, sagte dazu in einer Sitzung<br />

des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses:<br />

„Es dü rfen keine Staatsgeheimnisse bekannt werden, die ein Regierungshandeln<br />

unterminieren. Es darf auch nicht so weit kommen, dass jeder Verfassungsfeind und<br />

Straftäter am Ende genau weiß, wie Sicherheitsbehörden operativ arbeiten und welche<br />

V-Leute und verdeckten Ermittler im Auftrag des Staates eingesetzt sind.“<br />

Und genau darum scheint es auch im NSU-Komplex an zentralen Stellen gegangen<br />

zu sein: Quellenschutz ging vor Strafverfolgung. Geklärt werden muss noch immer:<br />

Hat das BfV das Puzzle – obwohl man dort fast alle zentralen Teile vorliegen<br />

hatte – wirklich nicht zusammengesetzt? Und wenn das so ist – warum nicht?<br />

Hier muss die Analyse ohne vorgefasste Meinung und frei von Klischees – „auf<br />

dem rechten Auge blind“, „rechten Terror nicht für möglich gehalten“ – weitergehen,<br />

um den NSU-Komplex komplett aufklären zu können. Vor allem müssen

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!