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Edition Rechtsextremismus

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Ideologien der Ungleichwertigkeit und <strong>Rechtsextremismus</strong> …<br />

161<br />

In den Studien wird die soziale Identität, die in der Kernhypothese der TIF<br />

als Mediator zwischen den Kontextbedingungen und der fundamentalistischen<br />

Ideologie (der Ungleichwertigkeit) konzeptualisiert ist, in drei unterschiedlich abstrakten<br />

Operationalisierungen genutzt: a) als Identi kation mit rechten Cliquen<br />

als unmittelbare Bezugsgruppe, b) als Identi kation mit rechten Subkulturen und<br />

Milieus als übergeordnete soziale Kategorie und c) als Identikation mit der eigenen<br />

Nation.<br />

In dieser Reihenfolge werden die Studien auch vorgestellt.<br />

3.1 Fremdenfeindliche Gewalttäter<br />

(Frindte & Neumann, 2002)<br />

Um empirische Belege und Illustrationen der Kernhypothese der TIF zu nden,<br />

haben wir in einem ersten Schritt Interviews mit fremdenfeindlichen Straftätern,<br />

die wir in den Jahren 1999/2001 bundesweit durchgeführt haben, einer Sekundäranalyse<br />

unterzogen. Interviewt wurden 105 fremdenfeindliche männliche Straftäter.<br />

Diese Interviews wurden als qualitative, leitfadenorientierte und als standardisierte<br />

Befragungen durchgeführt (gemeinsam mit H. Willems und K. Wahl vom<br />

Deutschen Jugendinstitut e.V., München; vgl. auch Frindte & Neumann, 2002).<br />

3.1.1 Eine Auswahl aus den ursprüngliche Befunden<br />

Die individuellen Sozialisationen der Straftäter bis zur eigentlichen fremdenfeindlichen<br />

Gewalttat verlaufen in der Regel mehrphasig: In der familiären Sozialisation<br />

(meist typische broken-home-Konstellationen, Heimerfahrungen) wird Gewalt als<br />

Hauptmittel zur Regulation alltäglicher Situationen erlebt und angeeignet. Eindeutige<br />

ideologische Einstellungs- und Wertaneignungen passieren in diesem Kontext<br />

kaum. Die schulische Sozialisation zeichnet sich durch zunehmendes Leistungsversagen,<br />

Schulabbruch und delinquentes Verhalten aus (86 % der Interviewten<br />

elen bereits bis zur mittleren Schulzeit durch Gewaltanwendung auf; multiple<br />

Delinquenz bei ca. 95 % der Interviewten vor der Strafmündigkeit). Eine Gruppensozialisation<br />

in jugendlichen Cliquen beginnt relativ frühzeitig und nimmt<br />

eine zentrale Rolle ein. Durch die Integration in jugendliche Cliquen beginnt eine<br />

zunehmende, ideologisch rechtsextreme Sozialisation. Die Identi kation mit der<br />

Clique wird zum entscheidenden Bezugssystem für die individuelle Übernahme<br />

fundamentalistischer Ideologien der Ungleichwertigkeit und die darauf basierende<br />

Gewaltbereitschaft. Für die Sekundäranalyse greifen wir zunächst auf die quantitativen<br />

Daten der standardisierten Befragung zurück.

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