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Edition Rechtsextremismus

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502 Daniel Geschke und Matthias Quent<br />

rechter Gewalt und b) die Aufdeckung struktureller Probleme im Umgang der<br />

Polizei damit. Im Folgenden werden die Ergebnisse der Studie zusammenfassend<br />

dargestellt und auf die Ausgangsfragen bezogen.<br />

Das polizeiliche Handeln in der Tatsituation ist aus Sicht der Befragten sehr<br />

problematisch. So fühlte sich ungefähr jeder Zweite in der Tatsituation durch die<br />

Polizei nicht ernst genommen und hatte nicht das Gefühl, die Polizei behandle sie<br />

oder ihn als die Betroffenen der Gewalttat. Jeder Vierte fühlte sich durch die Polizei<br />

nicht anständig behandelt und jeder Zweite sah sich mit Vorurteilen konfrontiert.<br />

Zudem war jeder Dritte nicht der Ansicht, die Polizisten und Polizistinnen<br />

hätten vor Ort Ihre P icht erfüllt, Be- und Entlastendes für eine Tatbeteiligung<br />

zu nden. Bis zu einem Drittel der Befragten fühlte sich in der Tatsituation durch<br />

verschiedene andere Aspekte des Verhaltens der Polizeibeamten und -beamtinnen<br />

erneut viktimisiert, zum Beispiel als Täter bzw. Täterin (statt als Opfer) oder<br />

als Mensch zweiter Klasse behandelt oder in ihren oder seinen Menschenrechten<br />

verletzt. Mehr als die Hälfte der Befragten bezweifelte zudem, dass die Polizei<br />

in der Tatsituation wirklich an der Aufklärung der politischen Tathintergründe<br />

interessiert war.<br />

Auch im Nachtatsbereich wurde die Arbeit der Polizei häu g kritisiert. Ein<br />

Drittel der Befragten fühlte sich durch das Auftreten der Polizisten und Polizistinnen<br />

eingeschüchtert, fast die Hälfte ungerecht behandelt und auch hier entstand<br />

in mehr als der Hälfte der Fälle der Eindruck, die Polizei wolle sich nicht mit den<br />

Motiven des Vorfalls auseinandersetzen. Zudem berichtete ungefähr ein Fünftel<br />

der Befragten, von der Polizei als Verantwortliche für die Eskalation betrachtet<br />

worden zu sein.<br />

Bei der Aufarbeitung ihrer Viktimisierung wurde die Polizei von den Befragten<br />

nicht als hilfreich wahrgenommen, stattdessen erfuhren die Betroffenen eine<br />

sekundäre Viktimisierung, zum Beispiel indem sie durch die Polizei wie Täter<br />

bzw. Täterinnen behandelt oder für die Eskalation selbst verantwortlich gemacht<br />

wurden, oder weil es scheinbar kein Interesse seitens der Polizei gab, rechte Motive<br />

der Tat aufzuklären.<br />

Die Befunde zeigen, dass es sich bei den meisten der geschilderten Probleme<br />

nicht um Einzelfälle handelte, sondern es waren mehrere oder viele Personen davon<br />

betroffen. Es ist ein Verdienst dieser Studie, dies durch die standardisierte<br />

Befragung von 44 betroffenen Personen empirisch erfasst zu haben.

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