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Edition Rechtsextremismus

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314 Britta Schellenberg<br />

bzw. Migranten „wurde(n) (...) von einer Meute Neonazis durch Mügeln gejagt und<br />

brutal zusammengeschlagen“, „Mob von Mügeln“, „Horde Neonazis samt Sympathisanten“<br />

und „Mob von 50 deutschen Jungmänner(n)“ oder „rechtsradikale<br />

Prügelhorden in Mügeln“. Häu g verwendet wird auch der Begriff „Hetzjagd“.<br />

So heißt es etwa: „Ausländerjagd in Mügeln“, „Hetzjagd auf Ausländer“, „brutale<br />

Treibjagd“, „Menschenjagd von Mügeln“, „Hetzjagd auf Inder in Sachsen“, „Hetzjagd<br />

auf Ausländer in Sachsen“ oder „brutale Hetzjagd auf indische Besucher im<br />

sächsischen Mügeln“ (vgl. Schellenberg, 2014a, S. 257f.). Sowohl die Begriffe<br />

„Meute“ und „Horde“ als auch „Hetzjagd“ veranschaulichen und dramatisieren<br />

das Tatgeschehen. Mit den Begriffen „Meute“ und „Horde“ werden die Täter entindividualisiert<br />

und entmenschlicht. Sie werden im Kontrast zu „normalen“ Menschen<br />

dargestellt und als animalisch, verroht und aus einer niedrigen Bildungsund<br />

Sozialschicht stammend beschrieben. Mit dem Begriff „Hetzjagd“ wird die<br />

Perspektive auf die Opfer gelenkt. Sie würden behandelt wie Tiere, die verfolgt<br />

werden, weil sie eingefangen und ermordet werden sollten. Manchmal wird betont,<br />

dass die Hetzjagd durch die „gesamte Stadt“ bzw. „die Stadt“ ging – allerdings<br />

lässt der Begriff „Hetzjagd“ – auch ohne konkrete Lokalisierung – durchaus assoziieren,<br />

dass die Opfer über eine längere Zeit oder Strecke „gejagt“ wurden. Da<br />

dies nicht zutrifft, der Fluchtort war etwa 30 bis 50m vom ersten Ort des Übergriffes<br />

entfernt, greifen die Kritiker „die Medien“ für diese Begriffsverwendung<br />

später an.<br />

In der ersten Phase der Berichterstattung, als von einem Neonazi-Übergriff ausgegangen<br />

wird, gibt es keine inhaltliche Auseinandersetzung mit den Tätern, ihren<br />

Beweggründen und Ursachen für ihre Probleme, es werden auch keine Möglichkeiten<br />

diskutiert, wie bei entsprechenden Taten gegengesteuert werden könnte.<br />

2.1.2 Phase 2: Keine Rechtsextremen.<br />

Was steckt hinter der Gewalteskalation?<br />

Bereits am Tag zwei und drei nach dem Übergriff wenden sich Polizei und Staatsanwaltschaft<br />

mit Pressemitteilungen an die Öffentlichkeit: Hierin heißt es, ein<br />

rechtsextremer Hintergrund sei auszuschließen und selbst ein fremdenfeindliches<br />

Motiv müsse nicht vorgelegen haben. Dass dies behauptet wird, obwohl die diensthabenden<br />

Polizisten noch in der Tatnacht das Delikt der „Volksverhetzung“ aufgenommen<br />

hatten und obwohl die bereits vorliegenden Aussagen von Polizisten,<br />

Zeugen, inklusive Opfern, in den Polizeiakten klar das Gegenteil belegen, bleibt<br />

der Öffentlichkeit unbekannt.<br />

Aufgrund der Fehlinformation durch die Ermittlungsbehörden verändert sich<br />

die Berichterstattung: Gemeldet wird nun, dass die polizeilichen Ermittlungen

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