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Edition Rechtsextremismus

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376 Frank Schilden<br />

sind (Wengeler, 2013b), zu analysieren, eignet sich eine diskurslinguistische Herangehensweise.<br />

Das Vorhandensein von politischem Wissen und politischen Überzeugungen ist<br />

also zum einen Voraussetzung dafür, dass Kabarett seinen Zweck, seine Funktion,<br />

erfüllen kann – ohne vorhandenes politisches Wissen, bzw. politische Einstellungen<br />

oder Überzeugungen, können auch keine Bruchstellen in diesem/-n zum Zwecke<br />

der aufklärenden Zeitkritik evoziert werden. Zum anderen, und da spielt wieder<br />

Metasprachliches eine wichtige Rolle, sind politisches Wissen und politische<br />

Überzeugung zu einem großen Teil sprachgebunden, das hat auch Henningsen<br />

bereits erkannt (vgl. Beckers, 2012; Henningsen, 1967). Damit ist auch der Erwerb<br />

politischen Wissens zum großen Teil sprachgebunden: über den Politikunterricht<br />

und in der politischen Bildung, in Nachrichten, Zeitungen, Reden etc. Politisch<br />

gebildete Menschen (er)kennen die politische Dimension der Begriffe alternativlos,<br />

ausländerfreie Zone, Solidarität oder von in andere Kontexte transformierten<br />

Argumentationsstrukturen, ohne dass explizit darauf hingewiesen werden muss,<br />

dass nun auch Sprache thematisiert wird. Eitz & Stötzel (2009) fassen dieses Phänomen,<br />

vor allem für sog. Identi kationsvokabeln, unter den Begriff „implizite<br />

Sprachthematisierung“. Diese Form der Thematisierung bereitet dem Publikum<br />

ein zusätzliches Vergnügen, da es dabei selbst die Leistung des Erkennens der<br />

Sprachthematisierung vollbringen muss. Das Erkennen ist möglich, weil bestimmte<br />

Begriffe zentral für bestimmte Diskurse oder Ideologien sind, in „Schlagwörtern<br />

werden die Programme kondensiert“ (Dieckmann, 1975).<br />

6.1 Kabarett und Lachen<br />

Budzinski sieht in den Mitteln des Komischen den rhetorischen Weg der Wahl,<br />

wenn es um die Vermittlung satirischer Inhalte im Kabarett geht (Budzinski,<br />

1985), eine Auseinandersetzung mit Humortheorien im Zusammenhang mit Kabaretttheorien<br />

ist dementsprechend eine lohnenswerte Perspektive. Bei den Ausführungen<br />

zu Henningsens Kabarett-Denition fällt auf, wie nah sich diese Denition<br />

an den Ideen der Inkongruenztheorie(-n) zum Humor bzw. der Komik bewegt<br />

(vgl. Brock, 2004). Allerdings ist es hier wichtig, zu betonen, dass Kabarett nicht<br />

unbedingt witzig ist um des Witzes willen, wie es bspw. bei Comedy der Fall ist,<br />

sondern die Kollision der Wissensbereiche, das Entdecken von Bruchstellen im<br />

eigenen Wissen, durch die zugrunde gelegte Inkongruenz zu komischen Effekten<br />

führen kann, diese aber nicht das Hauptziel der Performance sind. Die Sprachthematisierungen<br />

stellen dabei eine weitere mögliche Kommunikationsebene dar (vgl.<br />

Brock, 2004), die erkannt werden kann, aber nicht zwangsläu g erkannt werden

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