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Edition Rechtsextremismus

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200 Stefan Heerdegen<br />

less resistance“ (Hammer, 2002). Ende der 1990er und Anfang der 2000er Jahre<br />

diskutierte die europäische Neonazi- bzw. Blood & Honour-Szene militante<br />

Strategien (Sanders et al., 2014; Röpke, 2012, S. 51; Gensing, 2012, S.89). Nicht<br />

nachgewiesen werden kann, ob und welche Texte Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt<br />

und Beate Zschäpe selbst gelesen haben. Andrea Röpke (2012, S. 52) geht jedoch<br />

von einem „intensiven Studium konspirativer Schriften (des Trios, Anmerkung<br />

des Verfassers)“ aus. In Anbetracht der weitreichenden Vernetzung und zentralen<br />

Einbindung der drei in den Thüringer Heimatschutz erscheint es schwer vorstellbar,<br />

dass sie den damaligen Strategiediskurs um Militanz, Terrorismus und entsprechende<br />

Konzepte nicht wenigstens mittelbar erlebt hatten. Dies gilt auch für<br />

andere damals schon in Thüringen aktive Neonazis, wie beispielsweise den heutigen<br />

NPD-Landeschef Patrick Wieschke, Ralf Wohlleben und André Kapke. Alle<br />

drei Neonazis prägten und prägen mit ihren legalen Aktivitäten die thüringische<br />

extrem rechte Szene.<br />

2.3 Neonazistische Gewalt und Militanz in Thüringen<br />

Übergriffe auf Migrant/innen bzw. Menschen, die visuell nicht in die Vorstellung<br />

der Neonazis vom Deutschen passen, sind in Thüringen belegt (ezra – Mobile Beratung<br />

für Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt, siehe auch den<br />

Text von Geschke & Quent in diesem Band). 4 Damit ist die Schwelle von verbaler<br />

Gewaltbefürwortung und -verherrlichung zur tatsächlichen Tat überschritten. Das<br />

Spektrum reicht von Bedrohungen über Körperverletzungen bis hin zum Mord.<br />

Die Wanderausstellung „Opfer rechter Gewalt in Deutschland seit 1990“ weist<br />

in ihrer fünften Fassung derzeit 169 Morde, sechs davon in Thüringen, aus. Bei<br />

einer neuen Fassung der Ausstellung dürfte ein weiterer Mord, der 2012 verübt<br />

wurde, als siebte, belegte Tat in Thüringen aufgenommen werden (ezra – Mobile<br />

Beratung fü r Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt, 2013). Es<br />

lässt sich somit konstatieren, dass es auch außerhalb der NSU-Zusammenhänge<br />

tödliche Gewalt in Thüringen gibt. Ein deutlicher Unterschied der Taten des NSU<br />

im Vergleich zu den anderen Tötungsdelikten besteht jedoch in deren akribischer<br />

Planung. Hier eskalierte nicht spontan die Gewalt. Die Morde des NSU-Trios wurden<br />

monate- bzw. jahrelang vorbereitet, dann verdeckt und kaltblütig ausgeführt.<br />

4 Aufgrund des mehrfachen Trägerwechsels bei Thüringer Beratungsprojekten für Betroffene<br />

rechter Gewalt sind die Übergriffszahlen für manche Jahre nur begrenzt aussagekräftig.

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