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Edition Rechtsextremismus

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412 Franziska Schmidtke<br />

Darstellung untermauert nämlich die Einschätzung, <strong>Rechtsextremismus</strong> fokussiere<br />

sich auf normabweichende Verhaltensweisen. Im Gegensatz dazu orientieren<br />

sich Länder mit einem eher sozialwissenschaftlich geprägten Begriffsverständnis<br />

auf eine Gefährdung des friedlichen, demokratischen Zusammenlebens.<br />

Besonders deutlich wird die Differenzierung in die zwei Idealtypen der konzeptionell-theoretischen<br />

Anbindung bei der Darstellung von Ursachen für die Problemlage.<br />

Wie schon angedeutet, haben die in den 1990er Jahren beginnenden<br />

soziologischen Analysen stärker auf die Ursachen und Umstände des Phänomenbereichs<br />

geblickt. Gerade Heitmeyer, der an die Zeitdiagnosen von Ulrich Beck<br />

(1996) anschloss, beschrieb Modernisierungs- und Individualisierungsprozesse als<br />

wichtige Hintergrundvariablen für das Auf ackern rechtsextremer Ideologien zu<br />

Beginn der 1990er Jahre. Hier rücken makrosoziale Entwicklungen in den Vordergrund<br />

der Ursachenanalyse. In der wissenschaftlichen Debatte komplementieren<br />

zwei weitere Ursachenbündel das Verständnis über die Entstehung rechtsextremer<br />

Einstellungen und Verhaltensweisen. Psychologisch dominierte Erklärungen<br />

setzen auf Individualebene an und sozialpsychologische Einsichten ergänzen<br />

Einussfaktoren auf Mesoebene (vor allem Intergruppenbeziehungen). Ähnlich<br />

ausdifferenzierte und umfassende Ursachenbeschreibungen nden sich in solchen<br />

Programmen wieder, die dem Idealtypus der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit<br />

folgen. Darüber hinaus orientieren sich einzelne Programme auch<br />

an den Ein üssen fehlender demokratischer Praxis, die auf die Entwicklung von<br />

rechtsextremen Einstellungen und Verhaltensweisen hinwirken können. Immerhin<br />

vier Landesprogramme aber reektieren die Ursachen für ein zu begegnendes<br />

Phänomen überhaupt nicht. Denn in der Tat können diese beiden Variablen, eine<br />

Situations- und eine Entstehungsanalyse, auch als Hinweise auf die Symbol- bzw.<br />

Ernsthaftigkeit der Programme gewertet werden, schließlich können die hochgesteckten<br />

Programmziele nur durch passgenaue Gegenmaßnahmen erreicht werden,<br />

die eben solche Analysen als Grundlage benötigen.<br />

Neben der Problemde nition lassen sich die Programme durch ein weiteres<br />

Charakteristikum inhaltlich bestimmen. Die Tabelle 1, in der die Programmtitel<br />

zusammengeführt sind, verdeutlicht, dass neben der Auseinandersetzung mit dem<br />

Phänomen <strong>Rechtsextremismus</strong> auch eine starke demokratiefördernde Komponente<br />

in den Programmen verankert ist. Verbunden ist diese positive Ausrichtung<br />

zumeist noch mit Werten wie Toleranz und Weltoffenheit. Diese positiven Bestimmungen<br />

bilden eine zweite Dimension, um die Landesprogramme inhaltlich<br />

zu verorten und vergleichen zu können. Spiegelt nämlich auch das Leitbild, die<br />

Zielindikatoren und die Handlungsfelder eine starke demokratiestärkende Fokussierung<br />

wieder, ist eine Schwerpunktsetzung in der Primärprävention nur konsequent.<br />

In diesem Fällen rückt die Auseinandersetzung mit dem Phänomen Rechts-

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